Schulen aus dem Baukasten

Senat startet zweite Phase des Ausbaus

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Schulbauoffensive nimmt Fahrt auf. Am Mittwoch stellten Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) die Siegerentwürfe für die zweite Tranche neuer Grundschulstandorte vor. Mindestens elf neue Grundschulen in sechs Bezirken sollen im Modulbauverfahren entstehen. »Theoretisch können wir Anfang 2020 mit dem Bau beginnen und rechnen dann mit einer Fertigstellung im Sommer 2022«, sagte Lompscher. Fünf Schulen sollen dreizügig, also mit drei Parallelklassen je Jahrgangsstufe, gebaut werden, sechs weitere vierzügig.

Insgesamt 15 Teams aus Architekten, Landschafts- und Gebäudeausrüstungsplanern wurden von der Stadtentwicklungsverwaltung eingeladen, Vorschläge zu beiden Entwurfsgrößen einzureichen. 29 Entwürfe wurden schließlich erarbeitet. »Dabei ging es nicht nur um die Planung des Basisbaukörpers, sondern auch um die Anpassung an den jeweiligen Standort«, erläuterte Senatorin Lompscher. Die Bezirke, namentlich Lichtenberg, Neukölln, Pankow, Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, haben die Grundstücke schon benannt.

Um Entwurfskosten und vor allem Bauzeit zu sparen, sollen die neuen Schulen in Modulbauweise entstehen. Der Baustoff war nicht vorgegeben, die Teams setzen unter anderem auf Beton oder auch Holz. Aus diesem Naturstoff ist auch eine neue Grundschule in Hohenschönhausen, für die in der vergangenen Woche Grundsteinlegung war. Sie ist Teil der ersten Tranche der Schulbauoffensive mit zehn Standorten. Die Bauwerksmodule in Containergröße inklusive Teilen des Innenausbaus werden in einem Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch montiert. Das sorgt für rekordverdächtige Bauzeiten, in Hohenschönhausen sollen bereits nach den Sommerferien die ersten Schüler unterrichtet werden.

Für die zweite Tranche der Offensive, die insgesamt 17 Schulen umfasst, startet im Februar das Verhandlungsverfahren für die Realisierung von elf Standorten. Verhandelt wird dabei zunächst über alle sechs Preisträger, je Kategorie wurden jeweils ein erster, zweiter und dritter Preis vergeben. Umgesetzt werden soll jedoch nur ein Entwurf je Kategorie, und zwar jeweils von einem Generalunternehmer, der dann alle fünf beziehungsweise sechs Schulen des gleichen Typs errichten soll. Bereits Ende März soll klar sein, wer den Großauftrag erhält.

Geplant ist ein Kostenrahmen von bis zu 18,7 Millionen Euro pro dreizügige Schule mit Kapazität für 432 Schüler. Das scheint sportlich, werden für den in Hohenschönhausen im Bau befindlichen Komplex bereits Gesamtkosten von 26 Millionen Euro veranschlagt. Für das Geld soll jedoch in der zweiten Tranche sogar eine vierzügige Schule für 576 Schüler entstehen. Lompscher räumte Unwägbarkeiten sowohl beim Preis als auch bei der tatsächlichen Eignung der Grundstücke ein, verwies aber auch darauf, dass im Zweifelsfall auch weitere Flächen zur Verfügung stünden.

»Es war richtig, dass wir beim Schulbau umgesteuert haben«, ist für Sandra Scheeres jetzt schon klar. Für größere Bau- und Sanierungsprojekte sind nicht mehr die Bezirke, sondern Senatsverwaltungen sowie die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE verantwortlich. Letztere vor allem für Sekundarschulen, die die dritte Tranche der Schulbauoffensive sind. Für einen großen Neubau an der Allee der Kosmonauten in Lichtenberg soll am 15. Februar ein Preisgericht über die Entwürfe entscheiden.

Kritik am Vorgehen mit einheitlichen Entwürfen und der Vergabe der Realisierung an Generalunternehmer kamen unter anderem von der Architektenkammer, der Ingenieurkammer und den Grünen. Die Stadtentwicklungssenatorin wies sie zurück. »Schnell und qualitätsvoll kriegen wir den Neubau nur mit modularer Bauweise hin«, sagte sie. Außerdem ließen sich »große Vorhaben nur mit großen Partnern« realisieren.

Scheeres betonte, dass in der nun zu realisierenden Tranche alle Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft Schulraumqualität umgesetzt würden. »Weg von der Flurschule«, hin zu Gemeinschaftsräumen, in denen die Schüler »auch mal abchillen« könnten. Zeit für Entspannung hat die Senatorin selbst nicht: Jährlich steigt die Zahl der Grundschüler um 6000 bis 8000. Und was eine mögliche Uniformität der Schulen angeht, solle man mal die Kirche im Dorf lassen, forderte Scheeres. In sechs Bezirken werde gebaut. »Wo steht denn da eine Schule neben der anderen?«

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