Viel zu dicht

Thomas de Maizière

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Kanzleramtschef, vom Sachsen-Sumpf befleckt
Der Satz, der bislang aus Thomas de Maizières Jahr als Sachsens Innenminister haften geblieben war, galt einem Polizisten und Besitzer zweier Hunde. Diese erschoss ein SEK, als es des Mannes Schwager, einen Bordellbetreiber, suchte und in der Tür irrte. De Maizière verwehrte eine Entschuldigung mit dem denkwürdigen Satz: »Sage mir, mir wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.« Die Frage, wer mit wem umgeht, gewinnt in diesen Tagen in Sachsen ganz neue Brisanz; es jagen sich Spekulationen zu einem mutmaßlichen Geflecht zwischen organisierter Kriminalität, Justiz und Polizei. Der Verfassungsschutz ermittelt seit 2003; de Maizière hat davon nach eigenem Eingeständnis als Innenminister, der er 2004 wurde, gewusst. Die Kritik eines Parteifreundes, er habe ein parlamentarisches Kontrollgremium nicht informiert und so »glatten Rechtsbruch« begangen, bügelt de Maizière ab: Die »Ermittlungsdichte« habe nicht ausgereicht. In Sachsen wie in Berlin, wo de Maizière seit 2005 Chef des Kanzleramtes und Geheimdienstkoordinator ist, wird ihm nun vorgehalten, in Sachen Geheimdienst eher viel zu dicht zu halten. Die Linke will ihn in Dresden vor einen Untersuchungsausschuss laden. Es droht Schaden für eine Karriere, die zielstrebiger bisher kaum hätte ablaufen können: Der Jurist, der mit 17 in die CDU eintrat, arbeitete bei Berliner Bürgermeistern sowie als Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei in Schwerin. Er handelte den Einigungsvertrag mit aus und soll seinem Onkel Lothar de Maizière Angela Merkel als Pressesprecherin empfohlen haben. Nach Sachsen war der Spross einer prominenten Hugenottenfamilie 1999 von Kurt Biedenkopf geholt worden. Er leitete zunächst erneut die Staatskanzlei und beerbte nach der Entlassung von Georg Milbradt diesen als Finanzminister. Mit dessen Rückkehr ins Politikgeschäft wurde er Justizminister und übernahm im November 2004 schließlich das Innenressort. Verabschiedet aus Sachsen hat sich de Maizière noch nicht - im Gegenteil: Er gilt in der CDU als einer der möglichen Kronprinzen Milbradts. Statt der Nachfolgefrage muss er nun aber wohl erst einmal dem Landtag unangenehme Fragen nach der Wahrnehmung seiner Dienstpflichten beantworten.
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