S-Bahn will Nord-Süd-Linien behalten

Neuer Unternehmenschef warnt vor »asymmetrischem Wettbewerb« / Traditionsfarben statt »Coladosen«

Passend zum Beginn der Verhandlungen des Senats mit der BVG über einen Verkehrsvertrag bis 2020 hat die S-Bahn gestern vor einem »asymmetrischen Wettbewerb« im Nahverkehr gewarnt. Während kommunale Betriebe langfristige Verträge erhielten, müssten andere sich schon vorher dem Wettbewerb stellen, sagte S-Bahnchef Tobias Heinemann. Der Hintergrund: Der vor vier Jahren zwischen S-Bahn und den Ländern Berlin und Brandenburg bis 2017 geschlossene Verkehrsvertrag sieht vor, dass die Linien der Nord-Süd-S-Bahn (S 1, S 2, S 25) bereits Ende 2013 ausgeschrieben werden können. Damit würde etwa ein Drittel der S-Bahn-Leistung zur Disposition stehen. Heinemann möchte das S-Bahn-Netz jedoch bis 2017 komplett erhalten und dann insgesamt ausschreiben lassen. Die Berliner S-Bahn sei mit ihren eigenen Gleisen, der eigenen Stromversorgung nicht vergleichbar mit der in anderen Städten. »Wenn Teile neu vergeben werden, gehen Synergieeffekte verloren, die Leistungen werden unproduktiver und teurer«, warnte er. Die Wettbewerber müssten sich neue Fahrzeuge beschaffen, die mit denen der anderen Unternehmen nicht kompatibel wären. Es entstünde ein enormer Investitionsbedarf. Heinemann geht davon aus, dass in den nächsten zehn Monaten die Entscheidung über die Ausschreibung der drei Linien fällt. Er mahnte die beiden Länder, sich das gut zu überlegen, denn in der Summe würde der Betrieb der S-Bahn durch verschiedene Unternehmen teurer. »Letztlich bezahlt der Kunde.« Und sollten andere Bewerber zum Zuge kommen, wären davon bis zu 1000 der jetzt noch rund 3500 S-Bahn-Mitarbeiter betroffen. Die würden dann auch nicht mehr von der Beschäftigungssicherung geschützt, die nur bis 2010 gilt. Falls die Linien ausgeschrieben werden, will Heinemann, der erst seit gut einem Monat Sprecher der S-Bahn-Geschäftsführung ist, gewappnet sein. Alles werde durchforstet, um kostengünstiger zu werden und ein gutes Angebot abgeben zu können. Eine kleine Schlappe musste er dabei allerdings schon hinnehmen. Die neuen Schichtpläne, die S-Bahnfahrer reihenweise krank machten, konnten nicht durchgesetzt werden, weil sie teilweise zu sozialen Härten führten, wie nun auch der neue Chef eingesteht. Der Krankenstand gehe zurück und liege jetzt »deutlich unter 100«, zu Zugausfällen komme es dadurch nicht mehr. Ansonsten sieht Heinemann die S-Bahn auf gutem Kurs. Bis März seien mit 86,5 Millionen Fahrgästen bereits 1,5 Millionen mehr gezählt worden als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zu möglichen Tarifsteigerungen von zwei Prozent, wie sie die BVG fordert, äußerte er sich zurückhaltend. Er wolle vor allem die Tarifstruktur vereinfachen, »damit Leute, die uns heute noch nicht nutzen, es besser verstehen und vom Auto in die Bahn umsteigen«. Für die kann er sich auch Schnupperangebote vorstellen, für die Stammkunden ein »Bindungsprogramm« analog der Bahncard. Und damit die Neukunden auch wissen, mit welchem Verkehrsmittel sie fahren, soll das deutlich sichtbar auf allen Wagen stehen. Diese sollen zudem ein einheitliches Erscheinungsbild in den Traditionsfarben dunkelrot/ocker erhalten. Das Rot der etwa 120 Wag-gons aus DDR-Zeiten, das ihnen den Spit...

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