Blauzungenkrankheit näher als BSE

Derzeit grassiert keine Tierseuche / Erreger könnten aber urplötzlich eingeschleppt werden

  • Bernd Baumann
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Tiere in den märkischen Agrarbetrieben erfreuen sich derzeit insgesamt bester Gesundheit. »Gegenwärtig sind wir von Tierseuchen vollständig frei«, sagt Landestierarzt Klaus Reimer. »Weder der Rinderwahnsinn BSE, noch die Maul- und Klauenseuche oder die Vogelgrippe sind momentan ein Thema.« Allerdings könne sich das von einem auf den anderen Tag wieder ändern. »Das Land Brandenburg liegt schließlich im Fadenkreuz des Tierhandels von Ost nach West oder Nord nach Süd«, erklärte der 57-jährige Reimer, der seit 1990 Landestierarzt ist. Die gefürchteten Erreger könnten also urplötzlich eingeschleppt werden. Auch der Tourismus sei in dieser Hinsicht eine ständige Gefahrenquelle. So könnten Reisende beispielsweise die Tollwut einschleppen. Den letzten Fall von Tollwut hat es in Brandenburg vor zwölf Jahren gegeben. Sehr still geworden ist es um die noch im vergangenen Jahr gefürchtete Vogelgrippe. Im Frühjahr 2006 hielt sie die Menschen weltweit in Atem. »Eine endgültige Entwarnung können wir gegenwärtig jedoch nicht geben«, betonte Reimer. Es lasse sich nicht mit Sicherheit sagen, ob der Erreger in der Natur noch vorhanden sei oder nicht. »Jetzt müssen wir erst einmal den kommenden Herbst mit den großen Vogelzügen abwarten«, so der Veterinär. Dann werde man weitersehen. Eine erneute Stallpflicht für ihre Tiere müssten die Geflügelhalter vorerst nicht fürchten. Die Stallpflicht biete im übrigen ohnehin keine hundertprozentige Sicherheit. Besonders gefährlich sei das Wassergeflügel. Dieses Geflügel trage den Erreger weiter, ohne selbst an der Vogelpest zu sterben. Häufiger als die Maul- und Klauenseuche, die bereits seit Jahren nicht mehr grassierte, tritt die Schweinepest auf. Die Tiere werden vor allem durch Wildschweine infiziert. Aber auch von dieser Seite droht gerade nichts. Es sei kein Erreger in den Wildbeständen nachweisbar, sagt Reimer. Gefährlich werden könnte dagegen die in Deutschland noch neue Blauzungenkrankheit, die Rinder und Schweine befällt und die es bisher nur in Südeuropa gab. Seit 2006 breitete sich die Krankheit über Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen aus. Die Prignitz als nordwestlicher Zipfel Brandenburgs gehört inzwischen zum 150 Kilometer umfassenden so genannten Beobachtungsgebiet. Übertragen wird die Krankheit durch Stechmücken. Befallen wird vor allem die Lunge des Viehs, was am Ende zu Atemnot und zum Tod führt. »Kranke Tiere müssen getötet werden«, erklärt Reimer. Nicht erforderlich ist es allerdings, wie bei der Rinderseuche BSE ganze Herden zu keulen.
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