Für alle Fälle die richtige Droge

Zahl der Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen seit 2000 verdoppelt / Aktionswoche gestartet

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
»In Deutschland wird zu viel Alkohol getrunken.« Mit dieser nüchternen Feststellung eröffnete gestern Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) die »Suchtwoche 2007«. In Berlin finden die zentralen Aktionstage zur Problematisierung des Drogenkonsums im Gesundbrunnen-Center statt. Eingebettet ist das Ganze in die gleichnamige deutschlandweite Kampagne unter dem diesjährigen Motto »Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze« der Bundesdrogenbeauftragten. Hintergrund der Aktion sind die jüngsten Erkenntnisse über die Trinkgewohnheiten der hier lebenden Menschen. Und die sind nach Angaben der Gesundheitssenatorin mehr als alarmierend: »Über 10 Millionen Deutsche konsumieren Alkohol in gesundheitlich-riskanter Form«, sagte Lompscher. Über 1,6 Millionen dieser Menschen gelten demzufolge als »abhängig«. Alleine »in Berlin leben 250 000 Menschen«, die als »suchtkrank« anzusehen sind. Lompscher: »Damit liegt Deutschland an der Spitze der Industrienationen.« Die Kosten für die gesundheitlichen Folgen des kollektiven Dauerrausches beziffern die offiziellen Stellen für Deutschland mit 20 Milliarden Euro jährlich. Als besonders besorgniserregend sieht der Senat den steigenden Konsum von Alkoholika bei Jugendlichen an. »Der jugendkulturelle Trend geht in die Richtung, sich in kürzester Zeit zu betrinken«, meinte Berlins Drogenbeauftragte Christine Köhler-Azara. Dies würde auch die Zahl der wegen »Intoxikationen«, das heißt mit Alkoholvergiftungen von mehr als drei Promille, in die Krankenhäuser eingelieferten Jugendlichen belegen. »Deren Anzahl hat sich seit 2000 auf 274 Fälle im Jahr 2005 verdoppelt«, sagte Köhler-Azara. Auffällig sei zudem, dass die Jugendlichen je nach Situation verschiedene Drogen gezielt einsetzen würden. Neben Alkohol steige beispielsweise auch der Cannabiskonsum weiter an. Um dagegen zu steuern, setzt der Senat nun neben Aufklärung, Prävention und Verboten wie etwa von »Flatrate-Partys« oder Alkoholwerbung vor allem auf einen Appell: Von Lehrern über Eltern bis zur Politik seien alle gefordert, so Lompscher, »um Jugendlichen ihre Eigenverantwortung und die für die Anderen klar zu machen.« Über die alles entscheidende Frage, warum die Jugendlichen so zur Flasche greifen, wurde indes gestern nur spekuliert. Eine bundesweite Untersuchung, um die Motivation der jungen Menschen in Erfahrung zu bringen, sei in Auftrag gegeben worden, erklärte Christine Köhler-Azara. Mit einem Ergebnis sei jedoch nicht in absehbarer Zeit zu rechnen. Aber warum warten,...

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