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Die Wahl und die Wende 1989

Andreas Fritsche erinnert an das Meinungsklima vor zehn Jahren

Pragmatische Politiker in Brandenburg spielen derzeit mit dem Gedanken, persönliche Macht durch eine nie dagewesene Koalition aus CDU, LINKE und Grünen zu erringen. Sie berücksichtigen dabei nicht, in was für einem Klima sie nach der Landtagswahl 2019 im Herbst eine solche Koalition schmieden müssten. Denn es steht der 30. Jahrestag der Wende in der DDR bevor.

Wer denkt, das sei lange her und interessiere keinen mehr, und wer glaubt, die LINKE werde ja heute nicht mehr mit der SED gleichgesetzt, der sei an die Landtagswahl 2009 erinnert. Da schlug dem damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) scharfer Gegenwind entgegen, als er es wagte, fortan mit der Linkspartei zu regieren.

Es hatte damals schon zuvor rot-rote Koalitionen in Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin gegeben. Das Thema schien durch. War es aber nicht. Bereits Ende 2008 war es losgegangen mit den holzschnittartigen Erinnerungsberichten zum 20. Jahrestag der Wende. Die LINKE hatte dies damals unterschätzt.

Jetzt geht es wieder los. Man sollte meinen, der größer werdende Abstand zum historischen Ereignis führe zu einem sachlicheren Stil. Doch das Gegenteil ist der Fall. Bei einer Landesdelegiertenkonferenz der Grünen am Wochenende in Fürstenwalde haben jene besonders unnachgiebig an die «Friedliche Revolution» erinnert, die aufgrund ihres Alters und ihrer Herkunft davon aus eigener Erfahrung wenig bis nichts wissen können. Damit blasen sie selbst ein Feuer an, das sie im Herbst nicht mehr löschen können. Zumindest die CDU wird dann nicht mehr in der Lage sein, eine Koalition mit der Linkspartei ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

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