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Besser mit dem Bus zum Bahnhof

Infrastrukturministerin Schneider stellt Ausbauprogramm für den Schienenverkehr vor

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit 46 Millionen Euro will das Land Brandenburg in den nächsten Jahren die »Nadelöhre« im regionalen Schienenverkehr beseitigen. Dies sind die Hauptprojekte des Investitionsprogramms mit 73 Einzelposten, das Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) am Donnerstag in Potsdam vorstellt.

Ausführlich schildert bei dieser Gelegenheit Oranienburgs Baudezernent Frank Oltersdorf, wie das Umfeld des mit rund 12 500 Fahrgästen täglichen hochgradig in Anspruch genommenen Bahnhofs der Stadt mit Hilfe von 3,25 Millionen Fördermitteln vom Land für Fußgänger und Radfahrern attraktiver und barrierefrei gestaltet wird. Vor allem das Problem des ungeordneten Abstellens von täglich rund 350 Fahrrädern im Bahnhofsumfeld habe man lösen wollen, sagt er. Zur »Befriedung« des Bahnhofvorplatzes gehöre nun das neue Radparkhaus mit 1000 Stellplätzen, gehören auch 164 zusätzliche Autoparkplätze und das in absehbarer Zeit durchzusetzende Tempolimit von 20 Kilometern pro Stunde. Mittelfristig soll ein neuer Tunnel unter dem Bahndamm den Weg zum Bahnhof verkürzen.

Schwierig ist dergleichen laut Oltersdorf durch rasant gestiegene Baukosten. Ursprünglich habe man 3,5 Millionen Euro für die Baumaßnahmen veranschlagt. Inzwischen liege man bei 4,5 Millionen Euro.

Ministerin Schneider will mit ihrem Investitionsprogramm auch die Durchlasskapazität des Bahnhofs Königs Wusterhausen erweitern, den Prignitz-Express ausbauen, die Heidekrautbahn voranbringen und die Berliner S-Bahn nach Rangsdorf verlängern. Für den sich ständig zunehmenden Pendlerverkehr zwischen Berlin und dem brandenburgischen Umland hält sie eine gute Nachricht bereit: Ab 1. April verfüge der regionale Schienenverkehr über dringend benötigte 21 neue Doppelstockwagen und vier neue Loks, mit denen pro Jahr eine Million Zugkilometer zusätzlich bewältigt werden können. Auf der Stecke Nauen-Falkensee-Berlin sollen künftig Doppelstockzüge eingesetzt werden, die dort frei werdenden einstöckigen Wagen werden die Züge auf der Strecke von Berlin über Bad Belzig nach Dessau verlängern, und eine Kapazitätserweiterung erfahre auch der Zug nach Wustermark.

Nicht in jedem Fall sind Förderanträge der Kommunen so beschaffen, dass sie bewilligt werden könnten, mahnt Schneider. Es reiche nicht, einfach mal 100 Autoparkplätze anbauen zu wollen, benötigt werde ein integriertes Konzept, das langfristig tragende Lösungen im Auge habe. Es sei für Brandenburgs Städte nicht angezeigt, sich den Eingangsbereich »mit parkenden Autos zuzubauen«. Ein besseres Eisenbahnangebot bedeute aber auch mehr Verkehr von und zum Bahnhof. Im Blick müssten die Verkehrsplaner demnach haben, wie Fahrgäste besser zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Bus oder mit der Straßenbahn zum Bahnhof gelangen könnten. Man könne sich beispielsweise nicht den Bau von Parkplätzen fördern lassen, die in wenigen Jahren ohnehin dem Wohnungsbau weichen müssen. »Ja, es ist kompliziert, aber es ist auch notwendig«, sagt Schneider. Dezernent Oltersdorf schildert, was für ein »schwieriger Verhandlungspartner« die Deutsche Bahn mitunter sei. Immerhin zwinge dies in Einheit mit einem geringen Platzangebot zu kreativen und vor allem raumsparenden Lösungen.

Eine weitere Neuigkeit: Am Potsdamer Bahnhof Pirschheide, wo schon lange nur noch am unteren Bahnsteig Züge halten, soll auch oben wieder ein Gleis in Betrieb genommen werden. Man stehe da erst am Beginn der Planungen, erläutert Schneider. Auch sei nicht völlig sicher, wohin dann von dort aus die Reise gehe solle. Zu DDR-Zeiten war Pirschheide der Hauptbahnhof von Potsdam. Er war als Verkehrsknotenpunkt notwendig, als die Züge wegen der Errichtung der Berliner Mauer um Westberlin herumfahren mussten. Nachdem nach der Wende ein neuer Hauptbahnhof gebaut wurde, liegt der Bahnhof Pirschheide quasi im Dornröschenschlaf.

»Investitionen in Bahnsteige, Bahnstrecken und Fahrradparkplätze sind Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit,«, sagt die Landtagsabgeordnete Anita Tack (LINKE). Sie hält es für notwendig, dass die Deutsche Bahn mehr Einsatz zeigt.

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