Akademisierung als Aufwertung

Lotte Laloire über die Frage, ob Hebammen studieren sollten

  • Lotte Laloire
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Gesundheitsministerium will den Beruf der Hebamme, der fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wird, akademisieren. Von Beginn an kam Kritik: Warum sollten Hebammen an die Unis? Früher ging es doch auch so. Und: Praktische Übung ist viel wichtiger als Theorie. Fehlt nur: Heutzutage wird sowieso viel zu viel herumstudiert. In dieses bildungsfeindliche Geschwurbel stimmen auch Linke durchaus mit ein, und meinen, so der Arbeiterklasse näher zu sein. Doch was antielitär wirkt, ist eigentlich nur antiintellektuell. Dieselben Leute rufen nach der Aufwertung sozialer Berufe. Tja. Aufwertung funktioniert eben auch durch Bildung und Titel.

Und was ist daran eigentlich so schlimm? Für Hebammen sollen die Praxisanteile gleich groß bleiben wie bisher, schließlich ist ein duales Studium geplant. Auch die Ausbildungsvergütung ist weiterhin gesichert; sie wird von den Krankenkassen gezahlt. Kenntnisse der Frauenheilkunde, Allgemeinmedizin und Pharmakologie sind wichtig, auch angesichts neuer medizinischer Möglichkeiten und der wachsenden Zahl von Kaiserschnitten. Man mag von Jens Spahn (CDU) halten, was man will, und natürlich ersetzt eine Akademisierung nicht die Verbesserung der allgemeinen Arbeitsbedingungen. Aber wenn Hebammen selbst diese Reform begrüßen, sollten wir ihnen vertrauen - so wie bei der Entbindung.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal