Achtung, Spoiler-Gefahr!

»Was?« »Nein, noch nie.« »War mir zu brutal.« Oder aber: »Ja, logo!« »Du nicht?« »Wo lebst du denn?« - Eine nicht repräsentative Umfrage offenbart: Es geht ein Riss durch die nd-Redaktion, so tief, wie der Winter, der in Staffel 7 endlich gekommen ist, nicht mehr werden kann. Denn die einen schauen »Game of Thrones« und die anderen nicht.

Was auch immer man von diesem extraterrestrischen Mittelalterepos hält - bei der finalen Staffel der Serie handelt es sich um ein Medienereignis. »Game of Thrones« - kurz und ehrfürchtig: GoT - bricht Rekorde. Der US-Bezahlsender HBO meldete am Montag bereits 17,4 Millionen Zuschauer, 600.000 Menschen stellten sich hierzulande den Wecker, um bei der deutschen Erstausstrahlung auf Sky mitten in der Nacht dabei zu sein, mindestens ebenso viele sahen die Episode dort am Montagabend, weitere über Amazon. Mittel und Wege zum illegalen Download dürften auch nach wie vor vorhanden sein.

Der Drang ist groß, die Episoden möglichst sofort anzuschauen, obwohl man ja nichts mehr verpassen kann. Gegen Bezahlung kann man die Sendungen bald jederzeit streamen, bevor sie im Herbst auf RTLII zu sehen sein werden. Für eine Welt mit »normalem« und On-demand-Fernsehen, zig Bezahlsendern und Streaming-Angeboten - und immer mehr Serien - ist das ein bombastischer Erfolg.

Und doch wird die FAZ-Redakteurin, die trotzig-tollkühn erklärt, sie schaue die Sendung nicht, also »werde ich dieses Mal außen vor sein«, Menschen finden, mit denen sie sich in den nächsten Wochen unterhalten kann. Der spektakuläre Marktanteil von 73 Prozent für Sky, von dem das Internetmagazin DWDL.de berichtet, gilt nur für die Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen und zur nächtlichen Zeit der Erstausstrahlung. Abgesehen davon, dass man sich fragt, was die restlichen 27 Prozent der Jugendlichen um diese Uhrzeit anschauen könnten, fällt der Marktanteil etwa mit steigendem Alter und liegt bei den Über-65-Jährigen nur noch bei 0,9 Prozent. An großen Teilen des klassischen Fernsehpublikums dürfte das Ereignis unbemerkt vorübergehen. Von den über 20 Millionen, die in den 80er Jahren durchschnittlich »Wetten, dass..?« anschauten (mangels Alternativen taten das sogar viele, denen das eigentlich zu brutal war), ist man weit entfernt. Jenseits der einschlägigen Fan-Zirkel wird auch kaum über GoT diskutiert, darf man doch nur unter Androhung von in der Serie erprobten Foltermethoden etwa das Wort »Drachenritt« aussprechen, weil das schon als »Spoilern« gilt.

Selbst wenn der Winter noch so hart wird und der Kampf um den Eisernen Thron alle Erwartungen erfüllt: Es handelt sich eben nur um ein Medienereignis in einer Zeit, in dem die Medienereignisse jenseits der Realität (Kirchenbrand, Terror, Fußballspiel) geschwunden sind.

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