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Felix Klein: Kippa nicht überall tragen

Israel reagiert schockiert über Aussage des Antisemitismusbeauftragen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat Juden dazu geraten, ihre Kippa nicht überall in Deutschland öffentlich zu zeigen. »Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Das muss ich leider so sagen«, sagte der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Vertreter der jüdischen Gemeinde in Deutschland forderten, der Staat müsse ihren Mitgliedern ein Leben ohne Angst gewährleisten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) betonte, es sei nicht hinnehmbar, wenn Juden ihren Glauben verstecken müssten.

Die Kippa, eine kleine kreisförmige Mütze, wird von jüdischen Männern als sichtbares Zeichen ihres Glaubens traditionell den ganzen Tag lang getragen.

2018 war die Zahl antisemitischer Straftaten bundesweit stark gestiegen. Der jüngste Jahresbericht zur politisch motivierten Kriminalität wies 1799 Fälle aus, 19,6 Prozent mehr als 2017.

Klein sagte der dpa, er habe mit seiner Aussage aufrütteln wollen. Mit seinem Statement habe er bewusst eine Debatte über die Sicherheit der Juden anstoßen wollen. »Natürlich bin ich der Auffassung, dass es nirgendwo in Deutschland No-Go-Areas für Juden oder Angehörige von anderen Minderheiten geben darf.«

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin reagierte bestürzt auf die Empfehlung des Antisemitismusbeauftragen. Rivlin teilte am Sonntag mit, dieser Rat von Klein habe ihn »zutiefst schockiert«. »Die Verantwortung für das Wohl, die Freiheit und das Recht auf Religionsausübung jedes Mitglieds der deutschen jüdischen Gemeinde liegt in den Händen der deutschen Regierung und ihrer Strafverfolgungsbehörden.«

Der Zentralrat der Juden prangerte die wachsende Zahl antisemitischer Bedrohungen und Gewalttaten hierzulande an. »Insgesamt neige ich nicht zum Dramatisieren, doch die Lage hat sich insgesamt wirklich verschlechtert«, sagte Verbandspräsident Josef Schuster der »Welt am Sonntag«. dpa/nd Kommentar Seite 8

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