Am rechten Rand

Ines Wallrodt über die Offenheit der CDU

Wer sollen diese »schwer Konservativen« sein, die sich bei der CDU nicht mehr wohl fühlen, wie Joachim Gauck beklagt? Sie ist nicht mehr die Union der Altnazis mit Globke und Filbinger, aber doch noch immer die Partei der Inneren Sicherheit und Asylrechtsverschärfung. Die mit Sicherheit schwer konservative Werte-Union hat in ihr Platz und mit ihr der frühere Verfassungsschutzchef Maaßen, der vor Linksradikalen in der SPD warnt und eine Zusammenarbeit von CDU und AfD in Ostdeutschland nicht ausschließen mag. In der Union gibt es in lebensweltlichen Fragen Konservative wie Annegret Kramp-Karrenbauer und Marktradikale wie Friedrich Merz.

Angesichts dieser Offenheit für rechte Positionen fragt man sich, wen der ehemalige Bundespräsident Gauck da eigentlich noch heimholen will in die CDU, der er übrigens gar nicht angehört. Zwar grenzt er sich von Gauland explizit ab, aber wer sollen die unverdächtigen Konservativen, die er meint, dann sein, wenn nicht die Höcke-Verteidiger vom Schlage Gaulands, die Revanchisten wie Erika Steinbach oder Geschichtsrevisionisten wie »Tätervolk«-Hohmann, die in der AfD oder in ihrer unmittelbaren Nähe eine neue Heimat gefunden haben?

Es ist gefährlich, wenn sich Menschen politisch nicht mehr vertreten fühlen. Aber nicht der angebliche Linksruck der CDU ist das Problem, sondern der Rechtsruck der Gesellschaft. Gauck wirkt an diesem Rechtsruck mal wieder ein gutes Stück mit.

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