Bürokratisches Gedenkjahr

Zum Jubiläum von 1918/19 hätten sich die Parteien der Arbeiterbewegung näherkommen können. Doch die Gelegenheit ist bis auf Weiteres verstrichen.

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Breslau, 8. November 1928: Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren hatte der Kaiser abdanken müssen. Nun sollte sich das Ende der Monarchie im Stadtbild bemerkbar machen. Daher beantragte die SPD in der Stadtverordnetenversammlung, verschiedene Straßen umzubenennen: Aus der Hohenzollernstraße sollte der Ferdinand-Lassalle-Weg werden, aus dem Wachtplatz der Rosa-Luxemburg-Platz und aus der Kaiserstraße der Karl-Marx-Weg. Unterstützung erhielten die Sozialdemokraten von der kommunistischen Fraktion. Nach stürmischer Aussprache und unter Gespött der rechten Fraktionen wurden die Anträge angenommen.

Nur selten waren die beiden großen Parteien der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik so einmütig in ihrer Haltung zu jener Revolution, die im Herbst 1918 Weltkrieg und Kaiserreich beendet hatte. Das zeigte sich rund 300 Kilometer weiter nordwestlich, in der Reichshauptstadt. Hier gab es an jenem 8. November 1928 keine gemeinsamen Aktionen...


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