Sex, aber auf Deutsch

Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies entgleist mit rassistischen Äußerungen.

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Lieber Clemens Tönnies,

der Fußballverein Schalke 04 hat einen Neuzugang auf dem rechten Flügel bekommen, so scheint es. Du hast dich mit deiner geballten Kompetenz als Aufsichtsratsvorsitzender eines Erstligisten und als größter Schweineschlachter Deutschlands zum Beefthema Nummer 1 des deutschen Hitzesommers 2019 geäußert: zum Klimawandel. Um diesen zu stoppen, solle man jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. Deine Begründung dafür: »Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.« Reaktion der knapp 1.600 Gäste beim traditionellen Tag des Handwerks: Irritation – und dann doch Beifall.

Dabei ist alles falsch an dieser Aussage. Sie ist eugenisch, sie ist dumm und sie ignoriert, dass vor allem die Industrienationen schuld sind am Klimawandel. Übrigens auch durch ihre exzessive Massentierhaltung.

Die Vorstellung aber, dass Menschen aufhören Sex zu haben, wenn das Licht angeht, ist wirklich eine sehr deutsche: Licht aus, Bettdecke hoch geschoben und die Platte von Udo Jürgens aufgelegt. Und bloß nicht die Socken ausziehen!

Bei Deutschlandfunk (DlF) Nova, so etwas wie das Supernova des öffentlich-rechtlichen, gab es vor kurzem einen langen Beitrag über diskriminierende Beleidigungen. Wenn wir uns gegenseitig beschimpfen, nutzen wir häufig Worte, die ganze Gruppen beleidigen. Problematisch ist es beispielsweise, wenn wir Worte wie »Spasti« oder »Penner« rufen. Damit diskriminieren wir ganze Gruppen von Menschen – in diesem Fall Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Wohnungslose oder sozial benachteiligte Menschen. Das sei aber nicht zwangsläufig so »Beleidigen geht aber auch, ohne andere zu diskriminieren«, meint der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch im DlF. Beleidigungen ohne Gruppen von Menschen zu treffen, mir würde da was einfallen: »Schweinepriester«. Kommt mir ganz einfach über die Lippen.

Es grüßt herzlich

Fabian für nd-trend

Nicht soviel Zeit? Dann empfehlen wir Ihnen unseren Wochenrückblick ndTrend mit den meistgelesenen Texten der sieben Tage! Der Überblick über die Themen, die wirklich wichtig waren. Hier anmelden!

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal