Der Männerbund

Warum Bundesprominenz im AfD-Wahlkampf kaum eine Rolle spielt.

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Beim AfD-Wahlkampf in Sachsen sind Auftritte von Prominenten aus der Bundespartei rar gesät. Auf den ersten Blick mag das irritieren, hat sich die AfD doch zum Ziel gesetzt, bei der Landtagswahl stärkste Partei zu werden. Statt mit Personal hilft Berlin vor allem finanziell. Bereits zum Jahreswechsel war bekannt geworden, dass der Bundesverband der Sachsen-AfD eine halbe Million Euro zur Verfügung stellt. Die ebenfalls wahlkämpfenden Landesverbände Thüringen und Brandenburg erhalten laut »Spiegel« mit 300 000 Euro und 250 000 Euro deutlich weniger.

Welches Wahlkampfbudget die sächsische AfD selbst aufbringt, dazu machte die Partei bisher keine Angaben. Zum Vergleich: Die Sachsen-CDU investiert 1,5 Millionen Euro, die Linkspartei etwa 770 000 Euro - wohlgemerkt ohne finanzielle Hilfe durch die Bundeszentrale in Berlin. Dass die Rechtsaußenpartei mit erheblichem Kostenaufwand Wahlkampf betreiben dürfte, lässt ein Blick auf die Landtagswahl vor fünf Jahren erahnen. Schon 2014 brachte die damals noch sehr junge AfD laut MDR 300 000 Euro auf. 2019 soll es im Freistaat in den sechs Monaten vor der Abstimmung etwa 800 Veranstaltungen geben.

Dass dabei Bundesprominenz kaum eine Rolle spielt, ist Teil der Wahlstrategie, wie AfD-Landeschef Jörg Urban auf dem Parteitag Anfang Juni in Lommatzsch im Landkreis Meißen erklärte. Man wolle einen eigenständigen Wahlkampf führen und mit eigenen Gesichtern punkten, so Spitzenkandidat Urban. Aus Sicht der Partei eine logische Entscheidung: Sachsen ist für die AfD die wichtigste Hochburg im Osten, in Umfragen zur anstehenden Landtagswahl liefern sich die Rechten ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU.

Stärker als auf die Bundesebene setzt die sächsische AfD auf eine enge Abstimmung mit den Landesverbänden Thüringen und Brandenburg. Zum Wahlkampfauftakt Mitte Juli waren als Gäste nicht die Bundesvorsitzenden Meuthen und Gauland anwesend, sondern die AfD-Landeschefs von Thüringen und Brandenburg, Björn Höcke und Andreas Kalbitz. Das Trio verbindet nicht nur die laufenden Wahlkämpfe, sondern ihre Zusammenarbeit im völkisch-nationalistischen »Flügel« der Partei. Gemeinsame Auftritte und gegenseitige Unterstützung gehören für Höcke, Kalbitz und Urban seit Jahren dazu. Als die AfD im Herbst 2018 zu einem angeblichen Trauermarsch nach Chemnitz mobilisierte, ging die Initiative dazu von diesen drei aus. Am Ende standen sie nebeneinander in der ersten Reihe.

Den völkischen Männerbund eint ein Ziel: Gehen alle drei vom »Flügel« dominierten Landesverbände gestärkt aus den Wahlen hervor, wird es für die Gesamtpartei schwer, bei der für November angesetzten Neubesetzung des Bundesvorstandes der völkischen Gruppierung einen Spitzenposten und vielleicht sogar einen der beiden Parteivorsitze zu verwehren.

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