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Gleisblockade gegen Volkswagen

Aktivist*innen wollen mit symbolischer Aktion eine Debatte über die Verkehrswende einleiten

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 3 Min.
Daniel Neiser (r.) mit einem weiteren Aktivist in einer sogenannten Lock-On-Blockade.
Daniel Neiser (r.) mit einem weiteren Aktivist in einer sogenannten Lock-On-Blockade.

»Wir wollen das Thema, das wir gerade am Rande eines Kollaps stehen, in die Gesellschaft bringen.« Das sagt David Neiser, der zusammen mit etwa 30 anderen Klimaaktivist*innen Bahngleise auf der Strecke von Fallersleben zum Volkswagenwerk in Wolfsburg blockiert hat. Seit Dienstagmittag steht die Blockade.

Die Aktivist*innen haben sich in mehrere Kleingruppen aufgeteilt. Etwa zehn Menschen sind mit sogenannten Lock-Ons an die Gleise gekettet. Dabei stecken die Menschen Rohre unter den Gleise durch, von links und rechts können dann ein bis zwei Menschen in die Rohre greifen und ihre Hände in ihnen miteinander fest verbinden. So wird innerhalb des Rohres eingehakt, die Verbindung kann nur die Person selbst lösen.

Bei den Aktivist*innen handelt es sich um keine gemeinsame Gruppe, die Kleingruppen agieren autonom. Es gibt nur ein gemeinsames Flugblatt, auf das sich die Teilnehmenden der Aktion vorher verständigt haben. »Mir ist es wichtig, dass es Alternativen im Verkehrssektor gibt«, sagt Neiser. Der öffentliche Personennahverkehr müsse »massiv« ausgebaut und zum »Nulltarif« angeboten werden.

Tabu Auto brechen

Klimagerechtigkeit: Gleisblockade gegen Volkswagen

Während Gleise bereits vorher von Aktivisten blockiert wurden, ist die Seilaktion ungewöhnlich. Hierfür haben die Aktivist*innen ein Seil durch die Autos im Zug und über die Brücke gelegt. Vier Menschen haben sich von diesem Seil abgeseilt. So wird auch die Schifffahrtsstraße des Mittellandkanals blockiert.

Die Aktivist*innen wollen den Autoverkehr problematisieren: Nicht nur die Existenz von Autos, sondern auch ihre Herstellung. Denn dafür werden viele Ressourcen verbraucht. So wird für Autos mit einem E-Motor Lithium benötigt, ein chemisches Element, das selten vorkommt und dessen Abbau der Umwelt schadet.

Neiser ist am Ende des blockierten Zuges auf den Gleisen in einer Lock-On. Der 31-Jährige absolviert gerade ein Bundesfreiwilligendienst. Für den 31-Jährigen ist es das erste Mal, dass er an einer Blockadeaktion beteiligt ist. »Das Auto ist ein Tabuthema«, erklärt Neiser gegenüber »nd«. Doch da der Autoverkehr maßgeblich für die Klimakrise verantwortlich sei, könne das Auto nicht außen vor bleiben.

Kaum Polizei vor Ort

Bisher ist wenig Polizei im Einsatz. Nur 20 Beamt*innen sind vor Ort, wie der Pressesprecher der Polizei Wolfsburg, Sven-Marco Claus, gegenüber »nd« erklärte. Sie verhalten sich ruhig und haben aktuell nicht vor, die Blockade zu räumen. »Wir stellen uns darauf ein, dass die Aktion länger dauern wird«, sagte Claus weiter zu »nd«. Daher werde man im Laufe des Tages weitere Beamt*innen hinzuziehen. Laut Sprecher verhielten sich die Demonstrant*innen ruhig.

Klimagerechtigkeit: Gleisblockade gegen Volkswagen

Die Aktivist*innen sind aus verschiedenen Städten angereist. Alle sind im Bereich Klimagerechtigkeit tätig. Die meisten von ihnen haben sich durch Klimacamps kennengelernt. Während das Aktionsbündnis »Sand im Getriebe«, das eine Blockade der Automesse in Frankfurt angekündigt hat, am Montag erklärte, nicht mit Vertreter*innen der Autoindustrie reden zu wollen, gibt es bei der Blockade auf den Gleisen vor Wolfsburg keinen solchen Beschluss.

Für gewöhnlich fahren täglich etwa 50 Züge des Autoherstellers die Strecke der besetzten Gleise. Ziel der Aktivist*innen ist es, die Produktion von VW zu stören. Daniel Neiser zeigt sich zufrieden und stellt sich auf eine lange Aktion ein. Ob er auch über Nacht angekettet bleibt, weiß er aber noch nicht.

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