Endlich mal wieder nichts tun

Kurt Stenger über die Waldschutzdebatte in Zeiten des Klimawandels

Für Bestsellerautor Peter Wohlleben (»Das geheime Leben der Bäume«) ist es klar, was wir tun müssen, um den Wald zu retten: »nichts«! Deutschlands prominentester Förster fordert angesichts der zunehmenden Probleme in den Wäldern, diese wieder sich selbst zu überlassen.

Was auf Dauer richtig ist, ist zunächst zu kurz gedacht. Rasche Aufforstung in großem Stil tut not, schon als CO2-Senkung beim Kampf gegen den Klimawandel. Und die längst gerodeten, artenreichen Urwälder kehren - wie am Amazonas - natürlich nie mehr zurück. Unsere Wälder sind nach jahrhundertelanger Bewirtschaftung reine Nutzwälder für die schnelle Holzgewinnung. Hier braucht es erneute, aber ganz andere Eingriffe des Menschen.

Interessanterweise kehrt der Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie in genau dem Bereich verschärft zurück, wo er bereits Anfang des 18. Jahrhunderts als Erstes als überwunden galt. Die einfache Rechnung, man entnehme dem Wald nicht mehr Bäume als nachwachsen können, geht spätestens mit dem Klimawandel nicht mehr auf. Es geht eben um mehr als etwas robustere Bäume, die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner haben will. Die »Zäsur draußen im Wald«, die sie als Bestandsaufnahme meint, ist genau das, wozu wir Politik und Wirtschaft bringen müssen. Und wenn dies irgendwann Erfolg hat, kann man auch das Wichtigste für den Waldschutz tun: nichts!

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