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Die Jugend: grün und blau
Unter 18-Jährige halten wenig von Volksparteien
Geht es nach sächsischen Jugendlichen, könnte es nach der Wahl im Freistaat eine Koalition aus vier Parteien mit grünem Regierungschef und Ministern von LINKE, Tierschutzpartei und »Die Partei« geben. Ein solches Bündnis käme laut den Ergebnissen der U 18-Wahl zusammen auf 54 Prozent, wobei die Grünen als mit Abstand populärste Partei allein 27,2 Prozent beisteuern würden. Zweitstärkste Kraft bei der Abstimmung, für die seit Juli über 150 »Wahllokale« in Jugendtreffs, Schulen, Museen oder Sommercamps geöffnet hatten, war die AfD mit 15,5 Prozent. Klassische Volksparteien erhielten wenig Zuspruch. Die CDU kam auf 10 Prozent, knapp hinter der Linkspartei mit 10,9 Prozent. Die SPD wählten 6,8 Prozent, die FDP sogar nur 4,8 Prozent.
Die Abstimmung ist nicht repräsentativ. Zwar nahmen fast 12 000 junge Menschen teil, doch waren die »Wahllokale« alles andere als gleichmäßig im Land verteilt und hatten unterschiedliche Besucher. Mancherorts wählten eher Berufsschüler, anderswo die Gäste alternativer Jugendclubs. Daraus Schlussfolgerungen über die politische Stimmungslage der sächsischen Jugend insgesamt oder gar in einzelnen Regionen zu ziehen, wäre deshalb verfehlt. Die Befragung, schrieb ein Kritiker, sei »ein exzellentes Beispiel, wie man Wahlumfragen nicht machen soll«.
Der Anspruch der U 18-Wahlen, die es seit 1996 gibt, ist aber ohnehin ein anderer. Kinder und Jugendliche - teilnehmen dürfen alle Minderjährigen - sollen, wie es auf der Seite www.u18.org heißt, das demokratische System verstehen und lernen, Unterschiede in Parteien und Wahlprogrammen sowie »politische Widersprüche« selbst zu erkennen. Zugleich soll darauf hingewiesen werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von der Politik oft »nur marginal als Zielgruppe wahrgenommen« werden. Die Parteien buhlen eher um andere Altersklassen. In Sachsen ist die Hälfte der Wahlberechtigten älter als 55,3 Jahre.
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