Malteser betonen das Miteinander

Hilfsorganisation stellte ihren zweiten Migrationsbericht vor und fordert »neuen Schwung für die Integration«

In Zeiten immer noch hitzig bis hetzerisch geführten Debatten einen nüchternen Blick auf die Einwanderung nach Deutschland werfen will der katholische Malteser-Hilfsdienst. Dessen Beauftragter für den nach 2017 am Mittwoch zum zweiten Mal erschienenen Migrationsbericht, Karl Prinz zu Löwenstein, erklärt, es sei der Anspruch, »mit dem Migrationsbericht den Fakten Raum zu geben und sich nicht von Stimmungen leiten zu lassen«.

Für einen der immer wieder auch emotional diskutierten Aspekte der Migration, die Integration in den Arbeitsmarkt, konnten Zahlen präsentiert werden, die besser ausfallen als erwartet. So erklärte Lars Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts in Freiburg und Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die sogenannten Wirtschaftsweisen), der federführend für den wissenschaftlichen Teil des Berichts verantwortlich ist: »Wir waren beispielsweise im Sachverständigenrat für Wirtschaft davon ausgegangen, dass es relativ lange dauert.« Die Migranten, die 2015 und 2016 ins Land kamen, seien häufig gering qualifiziert gewesen und hätten zunächst Deutsch lernen müssen. Während 2016 noch etwa die Hälfte der Schutzsuchenden arbeitslos gewesen sei, sei es zwei Jahre später noch ein Drittel gewesen. Dazu habe auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt beigetragen.

Dem Bericht zufolge hat sich auch die Zahl der Menschen aus den acht wichtigsten Herkunftsländern Schutzsuchender, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, seit 2017 mehr als verdoppelt. Im April waren es demnach rund 312 000 Menschen. Die Chancen, einen Job zu bekommen, seien dabei besser für Menschen mit guten Aussichten auf einen längerfristigen Aufenthalt in Deutschland.

Löwenstein warnte davor, »aufgrund der kleiner werdenden Zahl von Immigrierenden einfach zum Alltag überzugehen«. Und fordert, da sich aus seiner Sicht der Fokus in der politischen Diskussion zu einseitig auf das Grenzregime richte, »neuen Schwung für die Integration«. Priorität müsse jetzt die Integration der bereits Angekommenen bekommen. Der Bericht mache deutlich, dass Einwanderung nicht nur Risiken, sondern auch Chancen bringe. Für eine langfristige und nachhaltige Integration sei die ›Integration mittels Identifikation‹ entscheidend, so Löwenstein. Zugewanderte müssten sich zugehörig fühlen können und auf eine offene ansässige Bevölkerung treffen. »Es braucht Begegnung und Leben mit Deutschen.« Als gutes Vorbild nannte er die ehrenamtlichen »Integrationslotsen« der Malteser, die in mehr als 90 Städten und Gemeinden tätig sind.

Auch Feld betont in dem Bericht die Bedeutung der Integration, die in den letzten Jahren »besser gelungen sei, als anfangs gedacht«. Gleichwohl zeigten sich erhebliche Defizite in der gesellschaftlichen Teilhabe von Geflüchteten. Arbeitsmarktintegration sei nicht alles. Für beides zeige sich aber gleichermaßen, »wie bedeutsam der Spracherwerb ist«. Über die Sprache, das Ins-Gespräch-Kommen, das Miteinander-Reden gelinge Integration am ehesten. »Isolation befördert stattdessen die Probleme, welche die Befürchtungen der Einheimischen nähren«, so Feld in seinem Vorwort. Mit Agenturen

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