Weit weg von 365 Euro

Nicolas Šustr über die kommende Tariferhöhung

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist noch nicht so lange her, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) über ein 365-Euro-Ticket für Berlin fabulierte. Die Realität sieht anders aus. Voraussichtlich zum Jahreswechsel werden die Fahrpreise um durchschnittlich etwas über drei Prozent steigen. Besonders zugelangt wird bei den Tageskarten. Damit ist die von den Grünen angedachte Touristenabgabe für den Nahverkehr tatsächlich schneller umgesetzt worden als gedacht.

Belastet werden vor allem die Gelegenheitskunden, also Nutzer von Einzelfahrscheinen und eben Tageskarten. Weltweit geht der Trend dahin, die Leute zu bewegen, sich gleich für die Öffi-Flatrate zu entscheiden. Das ist verbunden mit der Hoffnung, dass Menschen, die sowieso jederzeit ohne Mehrkosten den öffentlichen Nahverkehr nutzen können, ihr Auto im Zweifelsfall stehen lassen oder gar ganz abschaffen.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Wer sich noch seine Monatskarten einzeln kauft, sollte dringend über ein Abo nachdenken. Zumindest für den Tarifbereich AB bleiben die Preise stabil. Wer über die Stadtgrenze hinaus fährt, wird allerdings auch als Abonnent zusätzlich zur Kasse gebeten.

Den Verkehrsbetrieben kann man keinen Vorwurf machen, denen ist letztlich egal, woher das Geld für ihre Leistung kommt. Dass sie dringend auf mehr Einnahmen angewiesen sind, ist klar. Die Löhne sind zum Teil deutlich gestiegen und die umweltpolitisch geforderte Ausweitung des Angebots zieht viele Ausgaben nach sich.

Richtig ist aber auch: Die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs muss solidarischer werden. In anderen Ländern gibt es Nahverkehrsabgaben, die von den Arbeitgebern bezahlt werden müssen oder eine Innenstadtmaut. In Wien fließen auch die Überschüsse aus den Parkgebühren in Bus und Bahn. Es darf nicht nur bei Ankündigungen von Rot-Rot-Grün bleiben, neue Säulen für die Finanzierung erschließen zu wollen. Die Zeit rennt, in zwei Jahren sind wieder Wahlen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal