• Sport
  • Confederation of Football

Gegen das Monopol

Ein neuer Fußballverband sieht sich als Alternative zum DFB.

  • Nikolaj Stobbe
  • Lesedauer: 3 Min.

Zu abgehoben, zu mächtig, kein echter Reformwille - René Jacobi macht dem Deutschen Fußball-Verband (DFB) seit Jahren schwere Vorwürfe und belässt es nicht bei Worten. Der ehemalige Schiedsrichter hat 2018 in Leipzig mit der Confederation of Football (CoF) einen alternativen Fußballverband gegründet, der vieles anders machen will als der etablierte DFB.

Derzeit ist Jacobi wieder verstimmt, die Wahl von Fritz Keller am Freitag zum neuen DFB-Präsidenten passt ihm nicht. »Wie Herr Keller ins Amt gehievt wurde, zeigt, dass der DFB und seine Verantwortlichen berechtigte Kritik ignorieren«, meint Jacobi. Es habe im Vorfeld der Wahlen nur einen einzigen Kandidaten gegeben, mit dem gesprochen wurde, »alle anderen hatten keine Chance«, kritisierte der CoF-Chef. Die Wahl des DFB-Präsidenten ist aber nur ein Punkt, der Jacobi stört. Das wohl größte Problem sieht er in der Monopolstellung des DFB. Von der Kreisliga bis zur dritten Liga kontrollieren der Dachverband und seine Regional- und Landesverbände sämtliche Spiele - der DFB ist nahezu alleiniger Veranstalter im deutschen Amateurfußball. Außerdem vertritt der DFB im Weltverband FIFA und in der Europäischen Fußball-Union UEFA allein die deutsche Interessen.

Das soll sich ändern. Jacobi und seine Mannschaft sind angetreten, um vor allem in den unteren Klassen eine echte Konkurrenz zu werden. »Mit mir haben viele Leute den Eindruck, dass der DFB den Kontakt zur Basis verloren hat. Den wollen wir wieder herstellen«, sagt Jacobi, der beruflich als Unternehmensberater für Kundenservice-Organisationen tätig ist.

In spätestens zwei Jahren will die CoF ihren eigenen Ligabetrieb führen. »Das ist ein erster Schritt. Der Spielbetrieb soll sich dann mehr und mehr ausweiten«, berichtet Jacobi von den ersten großen Zielen. Mit einem Angebot richtet sich sein Verband schon jetzt an Schiedsrichter, die ein deutlich praxisnäheres Training erhalten sollen als beim DFB. Derzeit arbeiten 35 Mitglieder an unterschiedlichen Standorten in Deutschland ehrenamtlich für die CoF. Das Netzwerk soll sich bewusst langsam ausbreiten. »Wir könnten mit plötzlich 1000 neuen Mitgliedern gar nichts anfangen, wir müssen die Strukturen behutsam entwickeln«, meint Jacobi, der selbst lange als Schiedsrichter im Amateurfußball tätig war.

Erste Erfolge kann der neue Fußballverband durchaus schon vorweisen. Für den Verein SV Eintracht Leipzig Süd organisierte die CoF sowohl für die Männermannschaft als auch für das Frauenteam internationale Freundschaftsspiele gegen die Prague Raptors aus der tschechischen Hauptstadt. Die beiden Partien wurden in Potucky ausgetragen, im westlichen Erzgebirge direkt an der Grenze zu Sachen. »Das war ein großer Spaß. Vereine aus den unteren Amateurklassen kommen nur selten in den Genuss von internationalen Spielen. Das wollen wir ändern«, betonte Jacobi.

Bei seinen ersten Gehversuchen verspürt der neue Verband allerdings auch Gegenwind. Der Fußballverband der Stadt Leipzig wies in einem Rundschreiben an alle im DFB organisierten Vereine darauf hin, dass eine Teilnahme an alternativen Spielbetrieben genehmigungspflichtig sei und drohte mit Sportgerichtsverfahren. »Auch dagegen müssen wir uns wehren«, erzählt Jacobi. Der Hauptsitz des neuen Verbandes liegt pikanterweise in Leipzig, dort wo auch der DFB 1900 gegründet wurde. Jacobi hat die Confederation of Football im Jahr 2018 bewusst auch am 28. Januar ins Leben gerufen - auf den Tag genau 118 Jahre nach der DFB-Gründung. SID/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal