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Rassismus in Englands Fußball
Viertligist Haringey bricht Spiel ab, Zweitligist Bristol ermittelt gegen eigene Fans
Rassismus ist im Fußball dieser Tage anscheinend allgegenwärtig: Am Freitag erst erklärte der bulgarische Nationaltrainer Krassimir Balakov seinen Rücktritt – vier Tage, nachdem er behauptet hatte, die rassistischen Vorfälle beim Spiel seiner Mannschaft gegen England in Sofia nicht bemerkt zu haben. Das gesamte Exekutivkomitee des bulgarischen Verbandes trat ebenfalls zurück.
Tags darauf erlebten dann auch in England schwarze Spieler rassistische Anfeindungen. Anders als beim Länderspiel zeigten sich die Mitspieler der Beschimpften am Samstag allerdings sehr konsequent in ihrer Solidarität. Die Kicker des Viertligisten Haringey Borough brachen das FA-Cup-Qualifikationsspiel gegen Yeovil Town ab. 0:1 stand es gegen die Gastgeber, 64 Minuten waren gespielt, da verließen sie den Rasen.
Laut Teammanager Tom Loizou war Haringeys Torwart Douglas Pajetat von Yeovil-Fans beschimpft worden. Der 33-jährige Kameruner sei bespuckt und von einer Flasche getroffen worden. »Das Spiel wurde aufgrund von Rassismus abgebrochen. Schrecklicher Nachmittag«, twitterte der Klub. »Es muss aber gesagt werden, dass 99,9 % der @YTFC-Fans genauso angewidert sind wie wir.«
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Der englische Fußballverband FA will Ermittlungen einleiten. »Wir sind zutiefst besorgt über den Vorwurf der Diskriminierung. In unserem Spiel gibt es keinen Raum für Diskriminierung«, schrieb die FA am Samstag auf Twitter. »Ich denke, dass wir uns bei der UEFA wirklich darum kümmern müssen. Aber um ehrlich zu sein, müssen wir uns auch noch mit Rassismus in England befassen«, sagte der FA-Vorsitzende Greg Clarke der Zeitung »Independent«. Jede Woche gebe es Fälle vom Spitzenfußball bis hinunter in die untersten Ligen.
Schon am Sonntag wurde die nächste rassistische Entgleisung auf der Insel öffentlich: Zweitligist Bristol City teilte mit, der Klub ermittle gegen Anhänger aus den eigenen Reihen, die am Samstag im Ligaspiel gegen Luton Town rassistische Beleidigungen ausgesprochen haben sollen. Der Klub dulde das nicht, er stehe für »Vielfalt und Inklusion«. »Es werden Maßnahmen gegen jeden ergriffen, der sich bei einem Spiel in Bristol City rassistisch verhält«. Tickets oder Saisonkarten würden eingezogen und die zuständigen Behörden eingeschaltet.
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