nd-aktuell.de / 30.10.2019 / Ratgeber / Seite 21

Was bringt die neue Elfer-Nummer?

Fragen & Antworten

Wenn sie einen Termin beim Arzt brauchen, melden sich die meisten einfach direkt in der Praxis. Doch manchmal ist das nicht so leicht, einen Termin zu bekommen. Manche gehen dann lieber gleich ins Krankenhaus - stundenlanges Warten in der Notaufnahme oft inklusive. Für all solche Fälle sollen sich die Kassenpatienten bald nur noch eine Telefonnummer merken müssen: 116 117. Start der Hotline ist am 1. Januar 2020.

Was ändert sich bei der Rufnummer 116 117?

Schon seit 2012 gibt es die Nummer für den Bereitschaftsdienst der Ärzte außerhalb der Praxiszeiten. Künftig soll sie jeden Tag und rund um die Uhr erreichbar sein. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in den Ländern stocken ihre Call Center dafür derzeit massiv auf. Zum Start des neuen Angebots sollen es bundesweit 1200 Mitarbeiter sein. Damit verzahnt werden sollen auch schon bestehende Servicestellen, die telefonisch Termine bei Fachärzten vermitteln. Auch sie sind bisher aber je nach Land zu diversen Zeiten erreichbar.

Was passiert künftig bei Anrufern mit akuten Anliegen?

Hat beispielsweise ein Kleinkind hohes Fieber, soll die 116 117 künftig ein »Wegweiser« für sie sein. Patienten sollen am Telefon eine erste Einschätzung bekommen, wie dringlich sie behandelt werden müssen, sofern es kein Notfall ist: schnellstmöglich, binnen 24 Stunden oder später. Medizinisch geschulte Mitarbeiter im Call Center sollen dafür mit Hilfe einer neuen Software Symptome, Vorerkrankungen und Risikofaktoren abfragen und Patienten dann in eine Praxis oder eine Klinik weiterlotsen. Um eine Diagnose geht es nicht.

Wie wird Anrufern bei der Terminsuche geholfen?

Als Alternative zum direkten Nachfragen in der Praxis vermitteln »Terminservicestellen« schon jetzt freie Sprechzeiten bei Fachärzten binnen vier Wochen, aber nicht unbedingt beim Wunscharzt. Künftig sollen über die 116 117 auch Termine bei Haus- und Kinderärzten zu bekommen sein, auch zur dauerhaften Betreuung. Praxen sollen freie Zeiten dafür in ein System einstellen. Als Anreiz winkt auch extra Geld für Patienten, die so vermittelt wurden. Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) begrüßen das einheitliche Angebot. Denn die bisher 17 unterschiedlichen Nummern und Erreichbarkeitszeiten in den KV-Bezirken seien nicht patientenfreundlich, so der GKV-Spitzenverband. Künftig könne auch besser koordiniert werden, welche Fälle wirklich eilig seien.

Wie geht es weiter?

Wie die Hotline angenommen wird und wie reibungslos alles funktioniert, wird sich ab Januar 2020 zeigen. Die Experten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) rechnen für 2020 mit rund zehn Millionen Anrufern - bei insgesamt mehr als 500 Millionen Behandlungsfällen in den Praxen. Die Zukunft der 116 117 hängt aber auch noch von der inzwischen vom Bundesgesundheitsministerium auf den Weg gebrachten Reform der Notfallversorgung ab. Vorgesehen sind darin auch gemeinsame Leitstellen mit dem bekannten Notruf 112. Ungewiss ist hingegen noch, ob an Stelle der Kassenärztlichen Vereinigungen künftig die Länder für die Sicherstellung der Patientenversorgung außerhalb der Sprechstundenzeiten zuständig sein sollen. dpa/nd