»Alan Kurdi« kann in Tarent anlegen

Deutschland, Frankreich, Portugal und Irland haben sich bereit erklärt, die Flüchtlinge aufzunehmen

  • Lesedauer: 3 Min.

Tarent. Das deutsche Rettungsschiff »Alan Kurdi« mit 88 Migranten an Bord ist am Sonntag in Tarent (Taranto) in Süditalien angekommen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie das Schiff den Hafen erreichte. Das italienische Innenministerium hatte der »Alan Kurdi« die Erlaubnis erteilt, in Tarent anzulegen. Nach fast einer Woche auf dem Mittelmeer war die Crew zuvor in italienische Hoheitsgewässer eingefahren. Die Organisation Sea-Eye hatte dies mit dem schlechten Wetter begründet.

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, Deutschland und Frankreich wollten 60 Migranten der »Alan Kurdi« aufnehmen, Portugal 5 und Irland 2. Der Bürgermeister von Tarent, Rinaldo Melucci, hatte gesagt, seine Stadt bereite sich auf die Ankunft vor und werde nicht zögern, diesen Menschen in Not in der kurzen Zeit ihres Aufenthalts beizustehen.

Bei der Rettungsaktion auf dem Mittelmeer am Samstag vor einer Woche wurde die Sea-Eye-Crew von libyschen Einsatzkräften gehindert und bedroht. Die Libyer ließen Schüsse in die Luft und in das Wasser ab und richteten die Waffen auf die Menschen im Wasser, das ist auf einem Video festgehalten. Außerdem hätten sie sich zwischen das Schlauchboot mit Flüchtlingen und die »Alan Kurdi« positioniert, um die Rettung zu unterbrechen. Dabei sollen Menschen panisch vom Schlauchboot gesprungen sein, um die Rettungsboote der »Alan Kurdi« zu erreichen, berichteten Crew-Mitglieder von Sea-Eye. Letztlich sei es gelungen, alle Menschen aus dem Wasser und aus dem Schlauchboot auf die »Alan Kurdi« zu bringen.

UNHCR warnt Flüchtlinge vor Todesgefahr in der Wüste

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) macht derweil darauf aufmerksam, dass mehr afrikanische Migranten auf den Routen zur Küste ums Leben kommen, als bei den Fahrten über das Mittelmeer selbst.

»Wir gehen davon aus, dass vermutlich mindestens doppelt so viele Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer sterben als im Mittelmeer selbst«, sagte der Sondergesandte des UNHCR für das Mittelmeer und Libyen, Vincent Cochetel, der »Welt am Sonntag«. Die Zahl der Todesopfer auf den Flüchtlingsrouten in Afrika könne aber »auch viel höher« sein, fügte Cochetel hinzu. »Niemand kann es mit Sicherheit sagen, aber es ist eine Tragödie.«

Ebenso wie das UNHCR weist dem Bericht zufolge auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) auf eine hohe Dunkelziffer hin, so dass die vorhandenen Daten zu verstorbenen Migranten nicht belastbar seien. Die IOM habe von 2014 bis Ende Oktober 2019 insgesamt 19.005 Todesopfer im Mittelmeer sowie 4463 weitere in Nordafrika registriert.

Zu den Todesfällen im Mittelmeer gebe es allerdings mehr und bessere Quellen, weswegen die Angaben für diesen Teil der Fluchtroute der Wirklichkeit näher kommen dürften als im Falle Nordafrikas, hieß es. Haupttodesursachen auf den Landrouten waren laut IOM nach den vorliegenden Zahlen für 2018 Verkehrsunglücke, gefolgt von Verdursten, Gewalttaten, Verhungern und Krankheiten. dpa/nd

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