Schon wieder lauern Listerien

Gefährlicher Erreger in Frikadellen aus Niedersachsen / Fleisch in sechs Bundesländer geliefert

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht einmal ein Monat ist vergangen, seit die Behörden vor bestimmten Erzeugnissen aus dem Hause »Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren« wegen Verseuchung mit Listerien warnten. Mehrere Todesfälle waren mit jenen Produkten in Verbindung gebracht worden. Und schon erschreckt viele Kundinnen und Kunden erneut eine aktuelle Warnung des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit. Und wieder geht es um die gefährlichen Erreger, die krank machen und für geschwächte Menschen sogar lebensbedrohlich sind.

So könnten Listerien in Frikadellen und Mettbällchen aus der »Fleisch-Krone Feinkost GmbH« lauern, einem knapp 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählenden Unternehmen in Niedersachsen. In dessen Produktionsstätte in Goldenstedt, etwa 50 Kilometer südlich von Bremen, war der Listerienverdacht bei einer vom Betrieb selbst durchgeführten Kontrolle festgestellt worden. Am Freitagabend startete Krone eine Rückrufaktion, begründete sie auf seiner Internetpräsenz: »Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die betroffenen Packungen mikrobiell verunreinigt sind.« Vom Verzehr des Inhalts werde dringend abgeraten.

Betroffen seien Packungen der an Rewe-Märkte gelieferten Marke »Ja« und Erzeugnisse mit dem Namen »Gut Bartenhof«, die zu Norma-Filialen gelangten. Nur Frikadellen und Bällchen mit den Mindesthaltbarkeitsdaten 5. und 20. November sowie bestimmten Chargennummern seien betroffen. Welche das sind, ist im Internet auf der Web-Seite von Krone www.fleisch-krone.com und auf dem Portal des Bundesamtes www.lebensmittelwarnung.de zu sehen. Wie die Behörde mitteilt, richtet sich ihre Warnung an Verbraucher in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen. Dorthin könnten mit Listerien befallene Krone-Produkte gelangt sein.

Bis geklärt ist, wie die Erreger in die Frikadellen gelangt sind, hat Krone in Goldenstedt die Produktion eingestellt. Auch ruht die amtliche Zulassung für die Produktionsstätte, heißt es von Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Dies gilt nicht für den Krone-Betrieb in der Gemeinde Essen im niedersächsischen Landkreis Oldenburg.

Beim Untersuchen des Weges, den die Listerien in die Waren genommen haben, will das Unternehmen eng mit den Behörden zusammenarbeiten, wird seitens der Krone-GmbH versichert. Irgendwelche Vorwürfe amtlicher Stellen gegen die Firma, die unmittelbar nach Bekanntwerden der Keimbelastung die Öffentlichkeit informierte und den Rückruf startete, gibt es nicht.

Anders sieht es in Hessen im Fall Wurst-Wilke aus. Dort geht Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) hart mit dem Fleischunternehmen ins Gericht. Wilke sei »mit seiner Lebensmittelproduktion verantwortungslos umgegangen und hat offenbar kriminelle Energien an den Tag gelegt«, konstatierte die Ressortchefin unlängst auf einer Pressekonferenz.

Der gleichen Meinung scheinen auch die Fachleute zu sein, die das Gütesiegel »International Food Standard« (IFS) vergeben. Verantwortliche dieser Gemeinschaft, die von Lebensmittelherstellern und -händlern gegründet wurde, prüfen zur Zeit, ob gegen Wilke eine Anzeige wegen Betruges gestellt werden soll. Noch im Sommer hatte der inzwischen behördlich geschlossene Fleischbetrieb nach angekündigten Kontrollen ein IFS-Siegel bekommen. War zuvor alles »schön sauber« hergerichtet worden? Dort, wo im Oktober am Rande des Listerienbefalls jene Zustände offenbar wurden, die Ministerin Hinz als »untragbar« bezeichnete: Von Schimmel an Würsten wird berichtet und von Mäusekot im Produktionsbereich.

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