Ohne Haschisch

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Cannabis-Entwöhnung in der Klinik. Der Oberarzt rät zu Ohropax, um die nervösen Mitrehabilitanden nicht mehr in der oberen Etage auf dem Laminat-Fussboden herumtrippeln zu hören. Man müsse Geduld haben, sagt er, «die Folgen bei einem Entzug dauern lang». Er habe seit vier Wochen keinen Joint mehr geraucht und auch kein Haschisch mehr gegessen, zumindest das Träumen funktioniere wieder, protokolliert Andreas Schwarz im neuen «Drecksack», der laut Untertitel «lesbaren Zeitschrift für Literatur» aus Berlin-Friedrichshain, herausgegeben von Florian Günther. Darin findet sich ein langes Gedicht von Jannis Poptrandov. Es beginnt so: «Kapitalisten schlachten Kapitalisten / der Preis für das verkohlte / Gnadenbrot ist explodiert, / und die neue Frisur von Michelle Obama ist wichtiger als der brennende Rollstuhl / in Athen, Madrid / oder Lissabon. / Fleischersatz muss her, / also werden Ameisen / und Würmer / zerquetscht, / aber sämtliche Ameisen / und Würmer sind / verschwunden.» Katharina Wulkow schreibt über die Liebe beim «Schnapseln» (geht nicht gut aus) und Susann Klossek über das Verweilen in einer Rot-Kreuz-Station in einer chinesischen Fabrik, in die sie als Mitglied einer Besuchsdelegation mit plötzlichen Fieberschüben geraten war. Man gab ihr grün-rote Pillen: «Ich versuchte den in katastrophalem Englisch formulierten Beipackzettel zu entziffern. Unter Zusammensetzung stand: »bleibt geheim«. Alexander Pfeiffer fordert: »Nehmt mir dieses Herz heraus / ich will damit nicht mehr leben / gebt mir ein neues neues ohne Kratzer und Flecken« (Heft 4/19, 20 S., 4 €, edition-luekk-noesens.de/drecksack).

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