nd-aktuell.de / 11.12.2019 / Unten links / Seite 1

Unten links

Spiel beim Spiel mit. Sei nicht die Randfigur. Such die Aufmerksamkeit. Und sei eitel. Vermeide den Gedanken. Labere alle voll. Sei larmoyant und selbstgerecht. Lass dich auf Gespräche ein und verachte dein Gegenüber. Prüfe, wie du dich wichtig machen kannst. Sieh Zeichen, wo keine sind. Sei ein Schwurbelkopf. Zeig deine Dichtereier, simuliere Gedankentiefe, sorge für Kitsch und betrachte einen jeden als Kretin. Schreib begeistert über das Rauschen der Blätter und das Bergblau der Heimat. Versuhrkampe ruhig. Vor allem sprich esoterischen Unsinn und tarne ihn als große Lebensphilosophie. Schreib von Blümchen und Vögelein. Und gönn dir den Heidegger. Vergiss nicht die Selbstinszenierung, stärke dein Ego, spiel den Empfindsamkeitskasper. Erfinde aufgeblasene Wörter wie »zerlachen« und »Eigenfarben«, um von den Feuilletons als Großpoet durchgewinkt zu werden, der du nicht bist, auch wenn das Rauschen des Zeitungswalds dir süß klingt. Glorifiziere die Dörfer. tbl