Fatale Folgen früheren Versagens

Der Fußballverein Chemnitzer FC erstickt am rechten Klima, das er selbst jahrelang gefördert hat, meint Alexander Ludewig

Ist Daniel Frahn rechtsradikal? Ausreichende Anhaltspunkte dafür fand das Arbeitsgericht Chemnitz nicht - und erklärte die fristlose Kündigung des 32-Jährigen durch den Chemnitzer FC für unwirksam. Der Fußballer hatte beim Torjubel für einen verstorbenen Neonazi ein fragwürdiges Shirt (»Support your local Hools«) präsentiert und ein Auswärtsspiel auf der Tribüne zwischen führenden Köpfe rechter Fangruppen verfolgt.

Als »Skandal«, sieht Klaus Siemon das Urteil. Der Insolvenzverwalter kämpft seit April 2018 um die Zukunft des Vereins. Die Wut ist verständlich. Das Urteil ist nachvollziehbar - als Folge jahrelangen Versagens des CFC. Er hat ein Fußballspiel zur Trauerfeier eines bekannten Neonazis gemacht. Den Aufstieg im Mai feierten Mitglieder rechter Fangruppen in der Spielerkabine, auch in Vereinsgremien war Platz für sie. Die Kündigung des Kapitäns war mehr Symbol als starke Tat - und juristisch nicht haltbar.

Der CFC droht am rechten Klima zu ersticken, das er selbst gefördert hat. Ein Notvorstand führt den Verein, weil ehemalige Funktionäre bedroht und als »Judensau« beschimpft wurden. »Siemon raus!«-Rufe schallen durchs Stadion, weil er den Verein nicht nur sanieren, sondern auch dessen »Kuschelkurs mit rechtsradikalen Gruppierungen« beenden will.

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