Rechter Überfall auf linkes Jugendwohnprojekt

Drei Männer drangen in Neuruppin ins JWP ein, rissen Bilder von der Wand und riefen Parolen

Das linksalternative Jugendwohnprojekt JWP mitten in Neuruppin ist in der Nacht zum Freitag Ziel einer rechten Attacke geworden. Gegen 1.35 Uhr verschafften sich drei Männer gewaltsam Zutritt zu dem Haus in der Bahnhofstraße, wie die Polizei mitteilte. »Die Männer gelangten ins Innere, rissen Bilder von der Wand und riefen rechtsgerichtete Parolen«, hieß es. Dann verließen die Täter das ehemalige Bahnhofsgebäude.

Polizisten griffen daraufhin in der Nähe drei Verdächtige im Alter von 32, 37 und 40 Jahren auf und stellten deren Personalien fest. Das Dezernat Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, hieß es. Das Jugendwohnprojekt erklärte zu dem Vorfall: »Uns allen geht es gut und bis auf einen kleineren Sachschaden, soweit wir das bisher abschätzen können, ist glücklicherweise nichts passiert.« Man danke für die vielen Solidaritätsbekundungen und Hilfsangebote. Das gebe ein gutes Gefühl. »Für uns ist klar, dass wir uns davon nicht einschüchtern lassen, sondern uns umso mehr in unserer Arbeit bestätigt sehen«, hieß es in einer kurzen Stellungnahme. »Wir wünschen uns und stehen für eine solidarische und offene Gesellschaft ein!«

Das JWP nahm seinen Anfang 1993 mit der Besetzung eines Hauses in Neuruppin. Später mietete der Verein an verschiedenen Stellen in der Stadt Räumlichkeiten, vor fünf Jahren kaufte er mithilfe des Mietshäusersyndikats den alten Bahnhof. Im linken Flügel gibt es auf drei Etagen Wohngemeinschaften. Auch eine Flüchtlingsfamilie mit fünf Kindern wohnt dort. Im rechten Flügel befinden sich ein Veranstaltungssaal und eine Szenekneipe.

2011 tauchte das Jugendwohnprojekt unter der Rubrik »Linksextremismus« im Verfassungsschutzbericht auf. Nachdem der Verein erfolgreich dagegen klagte, musste der Geheimdienst die Stelle schwärzen.

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