Die Würde von Häusern und Menschen

Ulrike Wagener findet, das »N-Wort« kann nicht sachlich verwendet werden

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 1 Min.

Was als rassistisch gilt, wird hierzulande viel zu häufig von Menschen entschieden, die selbst nicht von Rassismus betroffen sind. So stufte das Landesverfassungsgericht Greifswald in der vergangenen Woche den Ordnungsruf gegen den AfD-Landtagsfraktionschef Nikolaus Kramer als verfassungswidrig ein. Kramer hatte das »N-Wort« in Bezug auf Asylsuchende verwendet. Doch das Gericht urteilte, Kramer habe die »Würde des Hauses« nicht in allen Fällen verletzt. Er habe das Wort nicht nur »abwertend«, sondern auch »sachlich« verwendet, als er angab, das Wort bewusst gewählt zu haben, weil er sich nicht vorschreiben lasse, »was hier Schimpfwort sei oder was nicht«.

Doch gerade hier hätte das Gericht entschieden dagegen halten müssen. Kramer behauptet, es sei möglich, das Wort nicht beleidigend zu verwenden, da es »historisch die übliche und unumstrittene Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe« gewesen sei. Doch erstens ist das Übliche nicht gleichbedeutend mit dem Richtigen. Und zweitens war das Wort auch schon in seiner historischen Verwendung diskriminierend. Alles andere verkennt, dass die Konnotation des »N-Worts« seit Anbeginn seiner Verwendung mit der Sklaverei und der damit einhergehenden Abwertung und Entmenschlichung Schwarzer Menschen verknüpft ist. Dass ein deutsches Gericht die Einlassungen eines Rechtsaußenpolitikers darüber als »sachlich« einstuft, ist würdelos.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal