nd-aktuell.de / 09.01.2020 / Brandenburg / Seite 13

Das Wurstbrot als Infektionsherd

Gesundheitsministerin erläutert Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest

Wilfried Neiße

Die Afrikanische Schweinepest rückt näher. Doch Brandenburg gibt sich zuversichtlich, dass sie vor seinen Toren gestoppt werden kann. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) musste jedoch am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtags mitteilen, dass zur Bedrohungslage nun auch noch die Vogelgrippe gekommen sei. Diese Kombination stelle eine besondere Herausforderung dar.

In der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien sie der gefährliche Erreger der Schweinepest, gegen den es keinen Impfstoff gebe, in Wildschwein- und in Hausschweinbeständen aufgetreten. Seit geraumer Zeit wütet die Schweinepest auch in Polen, wo der geografisch nächste ermittelte Fall nur noch 21 Kilometer von der Grenze zu Brandenburg entfernt liege. »Es werden ständig neue Fälle gemeldet.« Die Ministerin sprach von einer hohen Gefährdungslage und erwähnte als Risiko das »sogenannte Wurstbrot«, das ein aus Osteuropa kommender Reisender an einer Raststätte achtlos wegwirft. Einheimische Wildschweine könnten das Wurstbrot fressen und sich mit der Afrikanischen Schweinepest infizieren.

Ein 120 Kilometer langen Elektrozaun wurde entlang der Grenzflüsse Oder und Neiße errichtet, um ein Einschleppen der Schweinepest nach Deutschland zu erschweren. Etwa 1000 Euro je Kilometer hat das gekostet. Daneben setzt das Gesundheitsministerium auf Aufklärung. Alle 2300 Brandenburger, die mit der Schweinehaltung befasst sind, werden beständig über die Lage im benachbarten Westpolen informiert. Die Veterinär- und Lebensmittelämter haben besonders die Freilandhaltung von Schweinen im Auge. Über den richtigen Umgang mit Unfallwild sind an 10 000 Personen Informationen herausgegeben worden. Für das Auffinden und Melden von Schweinekadavern gebe es inzwischen eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro, statt nur 30 Euro wie früher, heißt es. Einreisende aus Osteuropa, unter anderem Erntehelfer und Pflegekräfte, werden auf Verhaltensmaßnahmen in dieser besonderen Situation hingewiesen. Sie sollen vor allem auf die sachgerechte Entsorgung von Speiseresten sorgen, die aus Regionen östlich der deutschen Grenze stammen. Denn der Erreger der Schweinepest ist extrem widerstandsfähig und überlebt äußerst zäh.

Mit den zuständigen Stellen in Polen stehe man in engem Kontakt, ein nächstes Treffen werde es Mitte Januar in Warschau geben, erklärte Nonnemacher. Mit all dem hoffe sie, das Einschleppen der hochgradig ansteckenden, allerdings ausschließlich für Schweine gefährlichen Pest nach Deutschland zu vermeiden.

Von dem Elektrozaun verspreche sich ihr Ministerium einen »gewissen Effekt«, der leider dadurch beeinträchtigt werde, dass dazugehörende Batterien in Einzelfällen gestohlen werden. Kontrolliert werden diese Zäune von den Landkreisen. Das Bundesagrarministerium habe diese Maßnahme Brandenburgs, die Wildschweine aus Polen zurückhalten soll, zunächst als übertrieben eingestuft, inzwischen werde der Elektrozaun jedoch als sachgerecht bewertet.

Jäger sind aufgefordert, Wildschweine abzuschießen. Sie haben sich in Brandenburg massiv vermehrt, seit die in der DDR übliche strenge Jagdbewirtschaftung weggefallen ist. Das verschärft nun das Problem mit der Afrikanischen Schweinepest.

Es gibt der Ministerin zufolge aber auch positive Nachrichten. Tschechien hat die Schweinepest offenbar wirkungsvoll bekämpfen können. Von dort gibt es keine neuen Hiobsbotschaften mehr. Tschechien gelte inzwischen als frei von der Afrikanischen Schweinepest. Leider habe man es in dieser angespannten Lage noch mit einer zusätzlichen Gefährdung zu tun, ergänzte die Politikerin und verwies darauf, dass nun auch die Vogelgrippe an Brandenburg herangerückt sei. In Polen betroffen seien Puten- und Perhuhn-Anlagen. Die polnischen Behörden handelten umgehend, ließen mehrere tausend Tiere töten und die Kadaver vernichten. Bei Wildvögeln in Polen ist die Vogelgrippe derzeit nicht aufgetreten.