Gedenkstättenleiter: Rechte treten in Buchenwald immer offener auf

Laut Knigge gibt es in der Gedenkstätte immer wieder »gezielte, vorbereitete Störungen von Besucherführungen« / Besucherordnung wurde bereits verschärft

  • Lesedauer: 2 Min.

Weimar. Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, beobachtet ein immer offeneres Auftreten rechtsextremer Besucher bei Führungen in dem ehemaligen Konzentrationslager bei Weimar. Nicht die Anzahl der rechtsextremen Vorfälle nehme zu, dafür seien die Rechten aber radikaler geworden, sagte Knigge der »Neuen Westfälischen«: »In den Besucherbüchern finden sich zunehmend Eintragungen, die Nationalsozialismus und auch die Konzentrationslager als sinnvoll und gut für die Deutschen bewerten.« Äußerungen wie »wären die Lager noch in Betrieb, hätten wir kein Ausländer-Problem« ließen sich dort lesen.

»Das ist ein ernstzunehmendes Indiz, dass etwas wegbricht an Geschichtsbewusstsein, an mitmenschlicher Sensibilität und an politisch-demokratischer Orientierung«, mahnte der Historiker. Zudem komme es in der Gedenkstätte immer wieder zu »gezielten, vorbereiteten Störungen von Besucherführungen«. Rechte schmuggelten sich unter Besuchergruppen und warteten einen günstigen Moment ab, um Opferzahlen infrage zu stellen oder den Holocaust zu leugnen. Häufig werde das gefilmt. So profilierten sich die Täter im eigenen Umfeld, erklärte Knigge. Gleichzeitig sollten die anderen Besucher eingeschüchtert und lächerlich gemacht werden. »Das darf man sich natürlich nicht gefallen lassen«, sagte der gebürtige Bielefelder.

Als Reaktion auf derartige Vorfälle wurde die Besucherordnung in Buchenwald verschärft. So darf niemand mehr in die KZ-Gedenkstätte, der offen rechte Modelabel trägt. Mitarbeiter trainieren, wie sie mit Störern umgehen. epd/nd

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