Vor jedem Gedanken flüchten

Am Berliner Maxim-Gorki-Theater beschäftigt sich »Hamlet« auch mit dem Drama der deutschen Linken

Claudius ist Realpolitiker: »Wer was verändern will, braucht Macht.« Nur deshalb habe er den alten König Hamlet getötet, dessen Geist an diesem Abend im Berliner Maxim-Gorki-Theater mit seinem Rauschebart verdächtig Karl Marx ähnelt.

Nun steigt Claudius (Aram Tafreshian) hinab in den Keller, in dem die Büsten all jener lagern, die seinem Willen zur Veränderung der Verhältnisse zum Opfer fielen. Unter anderem stehen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg da herum, deren Ermordung im Januar 1919 von der SPD-Regierung wenn nicht gar angeordnet, so doch zumindest gebilligt wurde. In den Händen des Regisseurs Christian Weise gerät die Geschichte um den Prinzen von Dänemark zum Drama der deutschen Linken, die, folgt man seiner Lesart, ihre Ideale verkauft, um einer gesellschaftlichen Wirklichkeit Rechnung zu tragen. »Ist nicht sozial, was Menschen dient?«, fragt Claudius rhetorisch und schlägt so einen weiten Bogen von der Niederschlagung d...


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