Streit zwischen Fans und DFB eskaliert

Beleidigende Proteste führen in der Fußball-Bundesliga zu Spielunterbrechungen und Spielerstreiks

Dieses Fußballwochenende sollte keins werden wie jedes andere. Das hatten sich viele aktive Fangruppen der Bundesligisten vorgenommen. Sie wollten protestieren: gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB), Kollektivstrafen und Dietmar Hopp, den milliardenschweren Mäzen der TSG Hoffenheim. Tatsächlich dürfte dieser 24. Spieltag in die Annalen der Bundesliga eingehen. Den gewünschten Effekt aber erreichten die Fans nicht.

In mehreren Stadien kam es zu Schmähgesängen gegen den DFB und Hopp. Erneut wurden zudem Plakate gezeigt, auf denen Hopp verunglimpft oder sein Gesicht im Fadenkreuz gezeigt wurde. In Sinsheim, wo Hoffenheim seine Heimspiele austrägt, aber auch in Dortmund und Berlin führte dies zu Spielunterbrechungen. Dass die Partie der Hoffenheimer gegen Bayern München (0:6) trotz Beleidigungen durch Bayern-Fans nicht abgebrochen wurde, war nur der Idee der Spieler zu verdanken, sich den Ball in den Schlussminuten quasi wie im Streik nur noch freundschaftlich zuzupassen.

Fritz Keller, seit knapp einem halben Jahr DFB-Präsident, sprach im ZDF-Sportstudio von einer »Katastrophe« und forderte: »Wir müssen dem ein Ende setzen.« Er wollte in den Plakaten und Gesängen keine legitime Protestform der Anhänger erkennen. Auch Oliver Ruhnert, Manager von Union Berlin, bezeichnete die Anfeindungen gegen Hopp als »absolutes No-Go«.

Vorausgegangen war eine Fehde zwischen Dortmunder Fans und Hopp. Die Borussen werfen ihm vor, mit seinem Vermögen der TSG Hoffenheim illegitim einen Vorteil zu verschaffen. Tatsächlich war der Verein erst mit Hilfe von Hopps Finanzspritzen in die Bundesliga vorgestoßen. Auch nach dessen Rückzug aus dem täglichen Geschäft kam es weiter zu Anfeindungen. 2018 drohte der DFB in einem Bewährungsurteil einen Ausschluss von Dortmunder Fans in Sinsheim an. Als diese Hopp erneut beleidigten, sperrte der DFB alle Dortmunder Fans aus.

Dies wiederum erzürnt die Fans in der ganzen Republik, hatte der DFB doch 2017 einen Verzicht auf derlei Kollektivstrafen angekündigt. Der Verband argumentiert nun, er hätte nach dem ersten Urteil keine Wahl gehabt. Dennoch solidarisieren sich die Fangruppen mit den Dortmundern und beleidigen Hopp nun überall.

Kritiker werfen dem DFB vor, erst gegen Hass und Hetze vorzugehen, wenn ein weißer Milliardär betroffen ist, bei rassistischen Ausfällen jedoch keine Spielabbrüche einzuleiten. Genau dies kündigte Präsident Keller nun aber an. »Fußball ist im Fall von Rassismus nicht so wichtig. Da müssen wir alle Haltung zeigen. Da geht man vom Platz. Manche haben aber recht, die sagen, wir hätten viel früher durchgreifen müssen.«

Neue Kollektivstrafen forderte Keller nicht. Ganz ohne Zuschauer gehe es nicht. »Dann werden sehr viele bestraft, die nichts damit zu tun haben.« Er forderte aber umstehende Fans auf, Anhänger zu identifizieren, die hetzen und beleidigen. Seiten 8 und 15

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