Wir sind aus Geschichten gemacht

In seinem neuen Buch »Der Krieg der Armen« beschäftigt sich Eric Vuillard mit Thomas Müntzer und dem Bauernaufstand

Ein neues Buch von Eric Vuillard ist jedes Mal ein Ereignis. Das sagt sich immer so leicht, typischer Rezensentenjargon. Hier aber stimmt es, und das, obwohl Vuillards Werke meist überaus schmal sind, kaum mehr als 100 Seiten stark. Was sie so außergewöhnlich macht, ist ihre Sprache - sie ist so rotzig und zugleich so poetisch dicht wie bei nahezu keinem anderen Gegenwartsautor.

Dazu hat Vuillard ein neues Genre erfunden: Er erzählt historische Ereignisse nach, auf eigene Weise, eine zutiefst französische Ausdrucksform, geprägt von einem geschichtspessimistischen Nihilismus, der nichtsdestotrotz rebellisch und widerständig daherkommt. Der Erste Weltkrieg war sein Thema, die Kongo-Konferenz, bei der Afrika unter den europäischen Kolonialmächten aufgeteilt wurde, oder das von Hermann Göring einberufene Treffen deutscher Wirtschaftsbosse mit Adolf Hitler, die Vermählung von Diktatur und Geld.

Die Technik ist immer ähnlich: eine ...


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