Tour zwischen Betrug und Protest

Französische und deutsche Teams schließen sich im Streik zusammen

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Die Königsetappe der Tour de France hinauf zum legendären Aubisque geriet angesichts der aktuellen Dopingnachrichten zur Nebensache. Nach dem Rückzug des Teams Astana hielt die Nachricht von einer nach der 11. Etappe genommenen positiven Probe die Szene in Atem. Weil an dem Tag acht Sportler getestet wurden, setzte im Tross in Erwartung der Bekanntgabe des Namens ein reges Dopinglotto 1 aus 8 ein. Noch weniger mit Sport zu tun hatte ein der baskischen Terrororganisation ETA zugeschriebener Anschlag beim Ausflug der Tour in den spanischen Teil der Pyrenäen.
Schon am Start hatte sich ein ungewöhnlicher Tag angedeutet. Alle Athleten der sechs französischen Teams Credit Agricole, FDJeux, Cofidis, Bouygues Telecom, Agritubel und AG2R, von Gerolsteiner sowie einige T-Mobile-Fahrer streikten für einige Minuten, um »ein Zeichen für einen sauberen Radsport setzen«, so der Franzose Sebastien Hinault. Fahrer, die sich hinter den Streikenden befanden, sich aber nicht am Protest beteiligten, schoben ihre Räder an den demonstrierenden Kollegen vorbei und nahmen das Rennen auf.
Bereits am Vortag hatten sich jene französischen Mannschaften sowie Gerolsteiner zu einer Initiativgruppe für sauberen Radsport zusammengeschlossen. »Das soll keine Konkurrenzorganisation zum Verband der Profimannschaften AIGCP sein. Doch wir wollen konkrete Abmachungen für einen sauberen Radsport treffen. Jeder ist eingeladen, dort mitzutun«, meinte Hans-Michael Holczer, Teamchef von Gerolsteiner. Die Unterzeichner verpflichteten sich u.a., dass alle Fahrer und Betreuer die Vereinbarung der UCI »für einen sauberen Radsport« unterzeichnen (sie sieht auch finanzielle Strafen bei Doping für Betreuer vor).
Inhaltlich wichtigster Punkt ist die Erklärung, dass keiner der Tourfahrer eine Ausnahmegenehmigung für Kortikoide hat. Die Vergabe dieser die Erholung fördernden Mittel gilt wegen der Ausnahmegenehmigungen als »legalisiertes Doping«. Die Mannschaften verpflichteten sich ebenfalls, jeden Fahrer, der um eine solche Ausnahmegenehmigung ersucht, für 15 Tage vom Wettkampf auszuschließen.
Die Zuschauer schienen von den Dopinggeschehnissen völlig unberührt. Sie hatten bereits am Vortag ihre Wohnmobile an der Strecke in Stellung gebracht und dachten nicht an Rückzug oder Protest.

16. Etappe Orthez - Col d'Ausbisque (218,5 km): 1. Rasmussen (Dän) 6:23:21 h, 2. Leipheimer (USA) + 0:25 min, 3. Contador (Spa) 0:35.
Gesamt: 1. Rasmussen 76:15:15 h, 2. Contador + 3:10 min, 3. Evans (Aus) 5:03.
Heute: 17. Etappe Pau - Castelsarrasin (188,5 km). Tom Mustroph, Radsportautor und Doping-Experte, berichtet zum sechsten Mal für ND von der Frankreich-Rundfahrt.
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