Abiturienten uneins in der Prüfungsfrage

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Berliner Landesschülerausschuss (LSA) drängt darauf, dass die Senatsbildungsverwaltung die Abiturprüfungen in diesem Schuljahr endgültig absagt. Wie es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung des LSA heißt, hätten ihm fast 160 weiterführende Schulen »den klaren Auftrag erteilt«, sich für die Absage der Abiprüfungen des Jahrgangs 2020 einzusetzen. »Daher fordere ich im Namen der Schülerschaft Berlins die Senatorin Sandra Scheeres dazu auf, dieses Jahr ein Anerkennungsabitur mit einer Ausgleichsmöglichkeit zu beschließen«, so LSA-Sprecher Miguel Góngora.

Der Landesschülerausschuss begründet seine Forderung an die SPD-Politikerin damit, dass nicht damit zu rechnen sei, dass der reguläre Schulbetrieb - wie bisher geplant - nach den Osterferien wieder aufgenommen werden kann. Gesetzt den Fall, das Virus Sars-CoV-2 breitet sich noch weiter aus, könnte ein Aufeinandertreffen der Abiturientinnen für »ein exponentielles Wachstum von Covid-19-Fällen« sorgen, befürchtet Góngora.

Völlig entgegengesetzt positionieren sich die Brandenburger Schülervertreter. Seitens des Landesrats der Schülerinnen und Schüler Brandenburgs (LSR) heißt es: »Abitur 2020 - aber bitte mit Prüfung!« Bei einem Anerkennungsabitur - also einem Abschluss auf Grundlage der Noten aus den vier Oberstufensemestern - sehe man »schwerwiegende Probleme«, denn es biete »keinerlei Vergleichbarkeit«, weder zwischen den Jahrgängen einer Schule noch mit anderen Schulen, so der LSR. Zudem haben die Brandenburger »die Sorge, dass ein Durchschnittsabitur im Gegensatz zum konventionellen Abitur deutlich an Wert« einbüßt. Das könnte »sich ganz konkret auf den beruflichen Werdegang auswirken«.

Ähnlich sieht das die Berliner Bildungsverwaltung. Ihr Sprecher Martin Klesmann reagiert denn auch zurückhaltend auf den Vorstoß aus der Schülerschaft der Hauptstadt. »Senatorin Scheeres hat klargestellt, dass sie nach derzeitiger Lage an Prüfungen nach den Osterferien festhalten will«, so Klesmann zu »nd«. Dass dabei »der Infektionsschutz im Vordergrund« stehe, sei keine Frage: »Schülergrüppchen sollen auf mehrere Räume verteilt werden, Mindestabstand ist einzuhalten, eine Reinigung soll vorab erfolgen.«

Am Mittwoch letzter Woche hatte die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) nach einer Schaltkonferenz beschlossen, dass die Abiturprüfungen bundesweit durchzuziehen sind. Dringlich wurde der Beschluss, weil Schleswig-Holstein zuvor angekündigt hatte, die Prüfungen abzublasen, während sie in anderen Bundesländern längst angelaufen waren. Die Berliner Schülervertreter stellen sich jetzt klar gegen eine bundeseinheitliche Lösung. Berlin, sagt LSA-Sprecher Góngora, solle zwar »nicht direkt einen Alleingang« anstreben. Wichtig sei aber auch, dass sich Bildungssenatorin Scheeres »nicht auf die Mehrheitsbeschlüsse der KMK festbeißt«.

Scheeres’ Sprecher sagt dazu: »Grundsätzlich sind wir auf verschiedene Szenarien vorbereitet.«

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