Leere im Luftraum

Zeitweilige Tegel-Schließung nicht vom Tisch - beim BER bleibt es bei Eröffnung im Oktober

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Die ersten Lockerungen der Corona-Verordnung bescheren der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) und den von ihr betriebenen Airports in Tegel und Schönefeld zunächst keine Erleichterungen. Eher im Gegenteil: Die Bundesregierung wird, wie am Mittwochabend bekannt wurde, die wegen der Pandemie bestehenden weltweiten Reisewarnungen weiter aufrecht halten. Für Tourismus und Luftverkehr gibt es keinerlei neue Spielräume - zunächst bis Ende April, wenn Bund und Länder ihr weiteres Vorgehen beraten werden.

Für die FBB kam die unerfreuliche Botschaft nicht überraschend. Bereits Anfang April hatte sie vermeldet, dass zumindest der Passagierflugbetrieb um 95 Prozent gefallen war. Insgesamt nur noch wenige Tausend Fluggäste wurden zu diesem Zeitpunkt pro Tag insgesamt noch abgefertigt. Laut Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup war der Passagierbetrieb damit an beiden Standorten praktisch »lahmgelegt«. In dieser Woche nun hat das Auswärtige Amt zudem das in wenigen Tagen zu erwartende Ende der »Luftbrücke« angekündigt - jener Rückholaktion, mit der die Bundesregierung bislang rund 230 000 im Ausland gestrandete Deutsche aber auch etliche EU-Bürger heimfliegen ließ.

»Wir rechnen ohnehin nicht mit einer deutlichen Wiederbelebung des nationalen und internationalen Flugverkehrs in den kommenden Wochen und Monaten«, erklärte FBB-Sprecher Hannes Stefan Hönemann dem »nd«. Damit aber rückt erneut die Frage in den Vordergrund, ob sich das Unternehmen und seine Gesellschafter - die Länder Berlin, Brandenburg und der Bund - auch weiterhin die hohen laufenden Kosten für die Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft an allen beiden Flughäfen leisten wollen und können. Schon Ende März waren zahlreiche der insgesamt 2200 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt und die Abfertigung jeweils an einem Terminal pro Flughafen konzentriert worden, um die Kosten zu dämpfen. Zugleich bewilligten die Gesellschafter der Flughafengesellschaft wegen der Coronakrise staatliche Hilfen in Höhe von 300 Millionen Euro. Eine von der FBB vorgeschlagene zeitweilige Schließung von Tegel allerdings wurde vor allem wegen der ablehnenden Haltung des Bundes zunächst nicht vollzogen.

Doch vom Tisch ist dieser einschneidende Schritt damit nicht. Wie Sprecher Hönemann dem »nd« bestätigte, hat die FBB an ihrem »Antrag auf befristete Schließung des Flughafens Tegel« weiter gearbeitet. »Der Antrag ist jetzt formuliert«, sagte er. In ein oder zwei Wochen werde sich die nächste Gesellschafterversammlung - der Termin steht noch nicht fest - erneut mit dem Antrag befassen. Im Zweifelsfall werde er bei der Berliner Verkehrsverwaltung eingereicht. Hönemann betonte, es gehe ausdrücklich um eine zeitlich befristete Schließung von Tegel, denn sollte es die Situation im Luftverkehr erforderlich machen, würde der Airport wieder ans Netz gehen.

Keinen Anlass zur Sorge sieht Hönemann, dass wegen der Coronakrise die geplante Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER in neuerliche Terminschwierigkeiten gerät. Es bleibe beim Eröffnungstermin 31. Oktober 2020, sagte er und bekräftigte damit die in letzter Zeit häufig wiederholten Zusagen des Flughafenchefs Lütke Daldrup.

Anlass zur Verunsicherung hatte gestern die Mitteilung der Flughafengesellschaft gegeben, dass man den ersten mit Komparsen durchzuführenden Testlauf am BER um mehrere Monate verschieben werde. »Aufgrund der Hygiene- und Versammlungsvorschriften im Zusammenhang mit der weltweiten Corona-Pandemie wird eine Brandschutz- und Räumungsübung, die am 29. April im Terminal T1 und im Bahnhof des BER stattfinden sollte, auf den Sommer dieses Jahres verschoben«, hieß es in einer schriftlichen Mitteilung. Die Verschiebung beeinträchtige aber nicht die Nutzungsfreigabe des T1.

»Die Verschiebung der Übung vom 29. April auf den Sommer ist für die Inbetriebnahmevorbereitungen kein Problem«, stellte Engelbert Lütke Daldrup klar. An erster Stelle stehe die Sicherheit und Gesundheit der freiwilligen Tester und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man werde aber trotz der gegenwärtigen Einschränkungen den BER ausreichend testen können und eine sichere Inbetriebnahme gewährleisten. »Da wir im Herbst 2020 deutlich weniger Verkehr als ursprünglich angenommen erwarten, wird die Eröffnung des BER einfacher, da sie nicht mehr unter Volllast stattfindet.«

Wie Sprecher Hönemann ergänzte, werde im Mai die Testphase im Rahmen des Inbetriebnahmeprogramms Orat beginnen. Zwar seien noch immer Mitarbeiter des Tüv Rheinland mit abschließenden Prüfaufgaben auf dem BER-Gelände unterwegs, doch dies sei kein schlechtes Zeichen. Gemeinsam mit Experten der Baugenehmigungsbehörde des Landkreises Dahme-Spree werde die Baufertigstel᠆lung vorbereitet. »Am Termin gibt es keinen Wackler«, sagte er. Das betreffe auch das Terminalgebäude T2.

Die Flughafengesellschaft hat die freiwilligen Tester über die Terminverschiebung informiert. An Interessenten herrscht Hönemann zufolge kein Mangel. 20 000 Komparsen hatte die FBB gesucht - Hunderte hätten sich darüber hinaus auf Wartelisten eintragen lassen.

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