Käthe Kollwitz

Frauen-Geschichte(n)

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaiser Wilhelm II. verachtete sie, fürchtete ihre Kunst und sabotierte die öffentliche Würdigung ihrer Werke. 2018/19 jedoch wurden - Ironie der Geschichte - ausgerechnet im Schloss Doorn, dem niederländischen Exilort des letzten deutschen Kaisers zahlreiche Arbeiten der Künstlerin in einer Ausstellung zum Thema »Widerstand und Leid in Bildender Kunst« gezeigt. Und in zwei Jahren wird das in der Berliner Fasanenstraße 24 beheimatete Käthe-Kollwitz-Museum umziehen - in den Theaterbau des Charlottenburger Schlosses, der frühklassizistischen Hohenzollernresidenz, einige Straßen weiter.

Am 8. Juli 1867 als Käthe Schmidt in Königsberg in Ostpreußen im Haushalt eines Predigers einer freireligiösen Gemeinde geboren, erhielt das künstlerisch begabte Mädchen ab dem 14. Lebensjahr Mal- und Zeichenunterricht. Sie studierte in Berlin und München. 1891 heiratete sie den Arzt Dr. Karl Kollwitz, der mit ihrem Bruder Conrad, Redakteur bei der SPD-Zeitung »Vorwärts«, befreundet war. Es folgte die Übersiedlung nach Berlin, wo ihr Mann eine Kassenpraxis in einem Arbeiterbezirk übernahm und Käthe Kollwitz hautnah Arbeitslosigkeit, Hunger, Prostitution kennenlernte, was die sensible Christin zum Sujet ihrer Kunst machte. Anregungen fand die Chronistin sozialen Leids in den Werken von Émile Zola, Gerhart Hauptmann, Max Klinger, Ernst Barlach und Edvard Munch sowie während eines Studienaufenthaltes in Paris auch bei Auguste Rodin. Die Zyklen »Weberaufstand« und »Bauernkrieg« katapultierten sie in die erste Reihe der deutschen Künstler und brachten erste Preise ein. Im Anschluss an einen Italien-Besuch widmete sie sich fast ausschließlich der Grafik und Kleinplastik.

Nach dem schmerzlichen Verlust ihres Sohnes Peter zu Beginn des Ersten Weltkrieges intensi- vierte sie ihr sozialkritisches Engagement. In einer Tagebuchnotiz heißt es: »Ich bin einverstanden, dass meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.« Bekannt unter Linken ist ihr Gedenkblatt für den ermordeten Karl Liebknecht. Eindruck hinterließ eine Stippvisite 1927 in die Sowjetunion. Neue Wege beschritt sie unter anderem mit einem Gefallenendenkmal für den Soldatenfriedhof Rossevelde in Flandern, das ein trauerndes Elternpaar darstellt. Ihre Plastiken wiesen Ähnlichkeiten mit denen von Ernst Barlach auf, der seiner Skulptur »Schwebender Engel« das Gesicht von Käthe Kollwitz gab.

Die Künstlerin, die 1919 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste geworden sowie als Professorin an der Hochschule für bildende Kunst in Berlin tätig war, geriet 1933 ins gesellschaftliche Abseits. Die Nazis erzwangen ihren Verzicht auf alle Ämter, entfernten alle ihre Werke aus Museen und erließen ein Ausstellungsverbot. Dennoch arbeitete sie unbeirrt weiter. Kurz vor der Befreiung vom Faschismus, am 22. April 1945, starb Käthe Kollwitz in Moritzburg.

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