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Saison 19/20: Warum noch länger daran festhalten?

Die Fußball-Drittligisten wappnen sich für den Abbruch-Showdown: Die meisten sind für eine Beendigung der Spielzeit, der DFB steht unter Druck

  • Lesedauer: 3 Min.

Leipzig. Mit der emotionalen Offenlegung einer persönlichen Tragödie wollte Waldhof Mannheims Geschäftsführer den letzten Zweiflern die Augen öffnen. Markus Kompp schrieb eine E-Mail an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die weiteren 19 Drittligisten, die die am Montagnachmittag stattfindende Diskussion um die Zukunft der niedrigsten deutschen Profiliga durchaus beeinflussen dürfte.

»Nach Rücksprache mit unserem Spieler sehen wir uns hiermit jedoch nun in der Pflicht, alle Vereine und den DFB offiziell darüber zu informieren, dass wir am 30.3.2020 einen Corona-Todesfall im unmittelbaren Umfeld eines Spielers des SV Waldhof Mannheim hatten«, heißt es in der Mail, die die »Rheinpfalz« am Samstag in Auszügen veröffentlichte.

Dabei soll es sich um den Vater eines namentlich nicht genannten Profis handeln. Der Todesfall sei »der entscheidende Grund« dafür, dass Mannheim seit langem für einen Abbruch der Saison plädiere.

Mittlerweile sollen mehr als die ursprünglich acht Vereine für einen Abbruch der Saison sein. Doch die ganze Zerrissenheit der Liga zeigte sich wiederum an einigen Reaktionen, die Kompp auf seine Mail erhielt. »Leider muss ich mir jetzt schon den Vorwurf gefallen lassen, den Todesfall sportpolitisch zu nutzen - dabei habe ich einen Monat meine Klappe gehalten. Das ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten«, sagte der Manager der »Bild«. Eine Entscheidung für Geisterspiele könne er nicht verantworten.

Diesen Aspekt griff auch Magdeburgs Geschäftsführer Mario Kallnik auf. Der 45-Jährige argumentierte abseits wirtschaftlicher Gründe. »Ganz zu schweigen von der großen Gefahr, dass sich Mitarbeiter bei der Fortsetzung des Spielbetriebs infizieren können. Wir haben als Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht für unsere Arbeitnehmer«, sagte Kallnik der »Magdeburger Volksstimme«.

Für weiteren Zündstoff dürfte die Finanzspritze der DFL sorgen, die laut Geschäftsführer Christian Seifert bedingungslos gezahlt werden soll. Immerhin 300 000 Euro pro Klub. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll die Summe allerdings unter anderem für Corona-Tests verwendet werden, so heißt es in einem internen Mitteilung des DFB an die Drittligavereine. Details sollen noch folgen. Diese werden sicherlich am Montag diskutiert.

Der DFB will die Saison fortsetzen, könnte dies im Präsidium oder Vorstand im Alleingang entscheiden. Eine Abstimmung würde lediglich einem Meinungsbild dienen. Da würde es keine Rolle spielen, dass mittlerweile womöglich eine Mehrheit für den Abbruch der Saison stimmen könnte. Nur sieben von 20 Klubs hatten sich bisher klar für eine Fortsetzung mit Geisterspielen ausgesprochen.

Ein Abbruch kann allerdings ausschließlich durch einen Außerordentlichen Bundestag des DFB beschlossen werden. Der Weg dafür ist bereits geebnet. Sollte es zu einem Abbruch kommen, müsste dann auch über die Wertung der Saison diskutiert werden.

Unterdessen soll es bereits am Freitag eine Abstimmung unter den Fußball-Drittligisten gegeben haben. Gefragt wurde, bis zu welchem Zeitpunkt die Saison beendet werden sollte. Nach Informationen der »Ostthüringer Zeitung« aus Gera sprachen sich mehr als zwei Drittel der Vereine für den 30. Juni als letzten Termin aus. Andere Klubs sahen auch im 31. Juli eine Option. dpa/nd

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