Schwurbelnder »Veganator«

Koch Attila Hildmann ist in der Coronakrise zum Verschwörungsideologen geworden

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Schlepptau des Coronavirus breitet sich eine zweite Pandemie aus: Nachdem diese bereits den Soulsänger Xavier Naidoo schwer befiel, expandiert die Aluhuteritis über Hotspots wie den Rosa-Luxemburg-Platz vor der Berliner Volksbühne und durch ungezählte Telegram-Chatgruppen. In diesen wird wahlweise die Existenz von Covid-19 geleugnet, das Virus verharmlost oder zum Instrument einer geheimen Weltelite erklärt, um ein globales Unterdrückungssystem zu errichten. Letzterer Verschwörungsideologie hat sich auch Attila Hildmann angeschlossen.

In mittlerweile Dutzenden Beiträgen auf Instagram, Facebook und Telegram bringt der bekannte Koch die Aluhüte zum Glühen, fabuliert über eine neue »Form des Faschismus«, die Bilderberger, das drohende Ende der Demokratie, kündigt an, notfalls in den Untergrund zu gehen und bietet seinen Fans ganz nebenbei Rabatte für seinen Onlineshop an.

Man könnte das alles als krude Spinnerei abtun, würde Hildmann nicht einen gewissen Promistatus genießen. Mit seinen hunderttausendfach verkauften Kochbüchern gilt der 39-Jährige als einer der bekanntesten Köche, die sich für eine vegane Ernährung einsetzen und die Idee einer pflanzenbasierten Ernährung vor einigen Jahren aus ihrer Nische holten. Sein Fokus auf gesundheitliche Aspekte, die teilweise an Heilsversprechen erinnern, machten Hildmann einerseits populär, andererseits brachten sie ihn von Anfang an auch heftige Kritik ein. Während ihn der Boulevard zum »Vegan-Papst« erklärte, nannten ihn kritischere Stimmen »die tofugewordene Peinlichkeit« oder den »Pascha des Monats«. Er selbst bezeichnete sich eine Zeit lang als »Veganator«, eine Anspielung auf den Terminator.

Genauso plump wie der muskelbepackte Hollywood-Androide inszeniert sich auch Hildmann: Ein harter Kerl mit Sixpack, ein fleischgewordener Macho, der am liebsten mit freiem Oberkörper auf Fotos posiert und damit den gesellschaftlich weit verbreiteten Körperoptimierungswahn befeuert. Nun befindet sich der Koch auf einer neuen wirren Mission. Leider ist diese keine kulinarische.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal