Der Badespaß geht baden

MEINE SICHT: Andreas Fritsche zu umstrittenen Plänen für den Park Babelsberg

Es gibt immerhin eine gute Nachricht: Wenn im Schlosspark Babelsberg das alte Haus aus Zeiten der Gesellschaft für Sport und Technik wie geplant abgerissen wird, soll das kleine Karl-Liebknecht-Denkmal davor stehen bleiben. Auch wenn es damit längst nicht gerettet ist, kann man in Ruhe überlegen, was mit ihm geschehen soll. Die Schlösserstiftung dringt wiedermal darauf, etwas in den historischen Urzustand zu versetzen. Leidtragende sind diesmal die Mitglieder des Seesportclubs Potsdam, die Gäste des Strandbads Babelsberg und alle, die wie bisher im Park auch außerhalb des Bades im Tiefen See schwimmen wollen.

Abgewogen werden müssten zwei Dinge im öffentlichen Interesse - der Erholungsaspekt und das Welterbe, meint Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Schlösserstiftung. Bei dem Kompromiss, Club und Strandbad nicht ganz aus dem Park hinauszudrängen, sie aber deutlich einzuengen, mussten laut Vogtherr beide Seiten »in den sauren Apfel beißen«. Dass die Stiftung sich ihrem Zweck verpflichtet fühlt, das Kulturerbe zu bewahren, ist keine Überraschung. Aber ein Bürger stellte bei einem Vor-Ort-Termin am Sonnabend die richtige Frage: »Wem gehört eigentlich die Stiftung?« Natürlich dem Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg - und damit letztlich dem Volk.

Es klingt absurd, ist aber so: Die preußischen Könige gestatteten dem Volk einst, gratis im Schlosspark Sanssouci zu flanieren. Die Stiftung dagegen versuchte in republikanischer Zeit mehrfach, einen Pflichteintritt einzuführen und das Radfahren in den Schlossparks einzuschränken. Die Möglichkeiten der Stadt Potsdam, solchen Tendenzen im Interesse ihrer Einwohner entgegenzuwirken, sind äußerst beschränkt. Man würde sich wünschen, dass Bund und Länder ein Machtwort sprechen. Von dergleichen hat man leider zuletzt gehört, als Daniela Trochowski (Linke) als Finanzstaatssekretärin noch im Stiftungsrat saß.

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