nd-aktuell.de / 20.05.2020 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 11

Neustart bei Westfleisch in Coesfeld

Debatte über Zustände in Schlachtindustrie hält an

Coesfeld/Berlin. Nach etwa einwöchiger Zwangspause wegen zahlreicher Corona-Infektionen bei Mitarbeitern nimmt das Unternehmen Westfleisch im münsterländischen Coesfeld am Dienstag testweise den Betrieb wieder auf. Im ersten Schritt sollen aber noch keine Schweine geschlachtet werden. Die ersten 1500 Tiere sollen nach Unternehmensangaben am Mittwoch in einer zweiten Testphase geschlachtet werden. Ebenfalls am Mittwoch will das Bundeskabinett über Konsequenzen aus den gehäuften Corona-Infektionen in fleischverarbeitenden Betrieben entscheiden.

Der Kreis Coesfeld hatte das Westfleisch-Werk vorübergehend geschlossen, nachdem in der Corona-Krise zahlreiche Werksarbeiter positiv getestet worden waren. Stand Montagabend lagen 279 positive Tests bei rund 1200 Mitarbeitern vor. Die hohe Zahl hatte dazu geführt, dass im Kreis die Lockerungen erst mit einer Woche Verspätung gültig wurden.

Westfleisch will in Abstimmung mit den Behörden beraten, wie es an den nächsten Arbeitstagen weitergeht. Im niedersächsischen Dissen ist ein weiterer Standort des Unternehmens vom Coronavirus betroffen. Er war am Montag geschlossen worden. Dort waren bei 92 von 278 getesteten Personen Coronavirus-Infektionen festgestellt worden. Die betroffenen Menschen stammen überwiegend aus Polen und Rumänien und waren in Einzel- und Sammelunterkünften untergebracht. Der Betrieb ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Westfleisch und Danish Crown.

Die schwarz-rote Koalition in Berlin will am Mittwoch über Konsequenzen für die Branche entscheiden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Montag mit Blick auf die nächste Kabinettssitzung gesagt, dieser Mittwoch sei »der Tag der Entscheidung«. Die SPD verlange Klarheit über strengere Regeln und grundlegend bessere Arbeitsbedingungen in der deutschen Schlachtbranche. Die Union sieht ebenfalls Handlungsbedarf.

Bauernpräsident Joachim Rukwied forderte die Bundesregierung in der »Rheinischen Post« (Dienstag) auf, bei der geplanten Verschärfung der Vorschriften der heimischen Landwirtschaft mehr Bedeutung zuzumessen und die Notwendigkeit höherer Preise anzuerkennen. dpa/nd