Regeländerung dringend nötig

Seeleute leiden in Coronazeiten unter den zu unflexiblen Vorschriften

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 2 Min.

Herr Geitmann, wie ist die Situation auf den Schiffen?

Sie ist dramatisch. Natürlich wissen Seeleute, dass sie eine Zeit lang von zu Hause weg sind. Doch nun hängen sie an Bord fest, Crews werden nicht gewechselt. Ich habe mit Seeleuten zu tun, die 14, 15 Monate auf dem Schiff sind.

Woran liegt das?

Der internationale Flugverkehr ist nahezu paralysiert, die Seeleute kommen nicht nach Hause oder nicht an die Häfen, wo ihr Schiff liegt. Hinzu kommt die Tatsache, dass einige Länder wirklich niemanden einreisen lassen.

Seeleute werden wie potenzielle Träger des Virus betrachtet - ist das gerechtfertigt?

Seeleute, die vier und mehr Wochen das Schiff nicht verlassen haben, können nicht ansteckend sein, wenn es keine Fieberfälle an Bord gegeben hat. Solche müssen die Schiffe aber per Flagge und per Mail anzeigen, wenn sie einen Hafen anlaufen.

Haben wir bzw. die Regierungen die Seeleute vergessen?

Dieser Eindruck trügt nicht und deshalb sind wir gemeinsam mit unseren Partner von der Internationalen Transportarbeiter Föderation, der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation und den Reedereien aktiv geworden und versuchen auf die Lage an Bord aufmerksam zu machen.

Ist den Seeleuten die Verlängerung der Verträge zuzumuten?

Eigentlich nicht, aber wie sollen derzeit neue Crews an Bord kommen? Dazu müssten die Vorschriften gelockert werden.

Fallen die Seeleute in ein psychisches Loch?

Einige schon. Die Seeleute dürfen nicht von Bord, kommen nicht an Telefonkarten, teilweise gibt es kein Netz an Bord, so dass die fehlende Kommunikation zum Problem wird. Da haben wir gemeinsam mit den Reeder und den Seemannsmissionen zumindest in deutschen Häfen für Abhilfe gesorgt - und Wifi-Boxen gespendet. Auch die Gesundheitsversorgung ist von Hafen zu Hafen unterschiedlich. Manchmal fehlt sie, und das hatte bereits Folgen. Wir müssen die Regeln ändern, im Interesse der Seeleute.
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