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Worauf sollte ich achten?

Finanzen im Ruhestand

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Kürzlich lud ausgerechnet die Finanzaufsicht Bafin zum Stammtisch, digital per Video im Internet. Doch nicht Banker oder Finanzexperten bildeten das werte Publikum, sondern ältere Verbraucherinnen und Verbraucher. Zum Hintergrund: Seit einigen Jahren ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), mit Doppelsitz in Bonn und Frankfurt am Main, auch für Verbraucherschutz zuständig.

Der Wechsel in den Ruhestand bedeutet für die allermeisten Menschen nicht allein persönliche, sondern auch finanzielle Veränderungen. Das regelmäßige Einkommen besteht jetzt aus Rente oder Pension. Es gibt daher gute Gründe, sich spätestens im Ruhestand - besser noch, lange davor - Gedanken über die eigenen Finanzen zu machen.

Eine wichtige Frage, die Sie sich stellen sollten: Werden Einnahmen und Erspartes ausreichen, um derzeitige und künftige Ausgaben zu decken? Denken Sie dabei auch an mögliche zukünftige Ausgaben für Pflege, Unterstützung von Familienangehörigen oder an Sanierungsarbeiten an ihrer Wohnung.

Bleibt dennoch etwas Geld übrig, kann es sich lohnen, einen Teil davon »vernünftig« anzulegen. Etwa, um für künftige größere Ausgaben zu sparen. Bei einer Anlageentscheidung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel Anlageziele oder die sogenannte Risikotoleranz.

Beachten Sie dabei folgende Grundregeln der Geldanlage: Verbindlichkeiten (»Kredite«) auflösen hat Vorfahrt - die sind nämlich teuer; bilden Sie eine Notfallrücklage; setzen Sie nicht alles auf eine Karte und legen Sie ihre Anlageziele im Voraus fest.

Drei klassische Anlageziele

Diese stehen bedauerlicherweise in einem Spannungsverhältnis zueinander. Das verdeutlicht das »Magische Dreieck« der Geldanlage. Dessen Eckpunkte sind Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit. Wer beispielsweise eine hohe Sicherheit will - und das bietet sich im Alter an - muss auf hohe Renditen wahrscheinlich verzichten. Geldanlagen, die jederzeit verfügbar sind, wie etwa das Sparbuch, bringen dagegen nur wenige Zinsen ein. Wer sein Geld langfristig und fest anlegt, kann im Regelfall eine höhere Verzinsung erzielen. Diese geht allerdings auf Kosten der Verfügbarkeit.

Machen Sie eine Checkliste

Bevor Sie richtig loslegen, sollten Sie sich Gedanken über folgende Checkliste machen:

  • Wie viel Geld können Sie anlegen?
  • Wollen Sie einmalig oder regelmäßig (monatlich, quartalsweise oder jährlich) Geld anlegen?
  • Welche/s Anlageziel/e verfolgen Sie mit der Geldanlage?
  • Wie lange wollen Sie Ihr Geld anlegen?
  • Wie ausgeprägt ist Ihre Risikobereitschaft?
  • Wie schnell soll Ihr Geld verfügbar sein?
  • Bietet man Ihnen ein Finanzprodukt an, welches mit Ihren Kenntnissen und Erfahrungen übereinstimmt?
  • Haben Sie das Finanzprodukt verstanden? Wenn nicht: Lassen Sie die Finger davon!
  • Kennen Sie die Risiken des Finanzproduktes und können Sie diese tragen?
  • Haben Sie die Geschäftstätigkeit des Emittenten oder Anbieters verstanden und entspricht sie ihren Vorstellungen?
  • Welche Emittenten oder Anbieter eines gewünschten Finanzprodukts gibt es und welcher ist der richtige für Sie?

Beliebte Zielgruppe sind die Alten

Gerade alte Menschen gelten auf dem »Grauen Kapitalmarkt« als beliebte Zielgruppe. Auf dem grauen Markt tummeln sich Anbieter, die kaum oder gar nicht reguliert werden und die häufig hochriskante Anlageprodukte anbieten. Das kann ihnen allerdings auch bei einer Bank passieren. Bestenfalls sind diese Tipps etwas für Profis.

Kaufen Sie daher keine Finanzprodukte, die Sie nicht verstehen, die nicht mit Ihren Anlagezielen in Einklang zu bringen sind oder die Sie finanziell nicht tragen können.

Die Bafin hat »Warnsignale« zusammengestellt, die darauf hindeuten, dass ein Anbieter oder ein Produkt zweifelhaft ist. Dazu gehören ungebetene Telefonwerbung oder Anrufe durch ein Call-Center. Auch bei Empfehlungen per E-Mail und ungewöhnlich hohen Zins- oder Renditeversprechen sollten Sie hellhörig werden.

Nichts überstürzen

Unser Tipp: Gönnen Sie sich ausreichend Bedenkzeit und beraten Sie sich gegebenenfalls mit einer Person Ihres Vertrauens oder einer Verbraucherzentrale, bevor Sie Geld investieren. Geben Sie ihre Konto- oder Depotdaten, Geheimzahlen oder Kennwörter nie an unberechtigte oder fremde Personen weiter. Übermitteln Sie Unberechtigten auch keine persönlichen Unterlagen.

Noch einmal: Haben Sie Zweifel, investieren Sie nicht!

Für Verbraucher hält die Bafin umfangreiche Informationen im Internet bereit (www.bafin.de). Sie finden dort unter anderem eine Liste aller zugelassenen Unternehmen und aller Finanzgeschäfte, die untersagt wurden (»Einstellungs- und Abwicklungsanordnungen unerlaubter Finanzgeschäfte«). Sie können auch einfach anrufen. Das Servicetelefon der Bafin ist kostenfrei unter (0800) 2 100 500 zu erreichen. Das Verbrauchertelefon ist von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 18 Uhr erreichbar.

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