Nach außen hilfsbereit, innen rechts

Obdachlosenhilfsverein »Brückenküche« hat verschiedene Verbindungen ins neonazistische Milieu

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Samstag gab es Steaks im Brötchen. An jedem zweiten Wochenende verteilt die »Brückenküche« an der Koppenstraße am Seiteneingang des Ostbahnhofs in Berlin-Friedrichshain Essen an Obdachlose.

Ulrike Reiher, Mitarbeiterin der Bahnhofsmission am Ostbahnhof, erzählt von einem Versuch von Beteiligten der »Brückenküche«, in ihren Räumen über die Aktionen zu informieren. »Die waren hier und wollten Aushänge machen. Ich habe das erst einmal liegen lassen und mich erkundigt, um was und wen es sich handelt«, erinnert sie sich. Aufgehängt habe sie dann nichts.

Die zentrale Figur der »Brückenküche« ist Cordula G. Bei angekündigten Hilfs- oder Spendenaktionen des Vereins ist häufig von »Colly und ihrem Team« die Rede. Auf dem Radar habe man G. seit den flüchtlingsfeindlichen Aufmärschen der Initiative »Hand in Hand«, erklärt Hamid Mohseni von der Mobilen Beratung gegen Rechts (MBR) dem nd. »G. war die treibende Kraft hinter dieser Initiative«, sagt Mohseni.

Die Gruppe entstand 2016 aus dem Bärgida-Umfeld, dem Berliner Ableger der rechten Sammlungsbewegung Pegida, die in Dresden seit Ende 2014 bei regelmäßig stattfindenden Demonstrationen völkische und rassistische Inhalte verbreitet. Im Gegensatz zu Pegida fehlte es aber sowohl Bärgida als auch »Hand in Hand« an politischem Erfolg. Obwohl viele Kundgebungen als »Großdemos« beworben wurden, war nach etlichen Aufmärschen mit 50 bis 150 Teilnehmern vor etwa zwei Jahren Schluss - die letzte Demonstration fand unter dem Motto »Frei, sozial und souverän« im Mai 2018 statt.

Die Facebook-Seite von »Hand in Hand« wird mit dem Zusatz »Mut zur Wahrheit« weiter betrieben. Hier werden »patriotische« Inhalte genauso geteilt wie Aufrufe, »die Antifa« zu verbieten; rechtsautoritäre Staatschefs wie Donald Trump in den USA oder Viktor Orbán in Ungarn werden für ihre Politik gelobt.

Ein Beitrag aus dem August 2019 berichtet vom sogenannten Pressefest von »Ungetrübt Media« - ein Videoblog des Rechtsextremen Alexander Kurth und anderer. Kurth skandierte bei einem Aufmarsch von »Hand in Hand« die Parole »Heil Merkel« über den Lautsprecherwagen. Der wegen Gewalttaten gegen politische Gegner einschlägig vorbestrafte Neonazi aus Leipzig fungierte als »Gebietsverantwortlicher« des »Kampfbunds Deutscher Sozialisten (KDS)« und engagierte sich später für die NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten (JN)«. Im Jahr 2014 war Kurth NPD-Kandidat für den Leipziger Stadtrat.

»Die Strategie von Vereinen wie der Brückenküche ist es, sich zuerst den Anschein zu geben, sich für Arme und Schwache einzusetzen, um dann im zweiten Schritt zu versuchen, Menschen für ihre rechtsextremen Inhalte zu vereinnahmen«, erklärt Mohseni.

Als »Hand in Hand« 2019 zum »Tag der Wohnungslosen« am 11. September auftreten wollte, sah sich die Kundgebung heftigem Gegenprotest ausgesetzt, zu dem auch die Berliner Obdachlosenhilfe mobilisiert hatte. Obdachlose Menschen würden immer wieder Opfer von rechter Gewalt, hatte diese erklärt. Man werde nicht zulassen, dass sie für rechte Propaganda ausgenutzt werden, indem man sie gegeneinander ausspiele.

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