Die beste Partei aller Zeiten

Best of Menschheit, Teil 25: Die CSU

  • Tim Wolff
  • Lesedauer: 3 Min.

Die wohl beste politische Organisation seiner selbst, die der Mensch zustande gebracht hat, nennt er Demokratie. Einst erfunden von einer griechischen Sklavenhaltergesellschaft, die sich nicht tyrannisieren lassen wollte, hielt sie sich als Idee auch über ihre zahlreichen Zusammenbrüche im europäischen Erdenraum.

Als ein römischer Volksvertreter beschloss, dass das Volk fürderhin nur noch durch ihn vertreten werden möchte und später noch der effiziente Opportunismus der christlichen Religion hinzukam, herrschten aber sehr lange Männer, die sich mindestens namentlich an dem Kerl namens Cäsar orientierten und wenig um die Mitsprache derer scherten, die sie vertraten.

Als Jahrhunderte später viele Europäer aus internen, meist religiösen Gründen auf einen angeblich neuen Kontinent zogen und viele Afrikaner gegen deren Willen mitschleppten, wiederholten sie den Scherz mit den Sklavenhaltern, die frei von Tyrannei sein wollten - und ermordeten als Zusatzpointe langsam aber stetig die Menschen, für die der Kontinent nicht neu gewesen war. Trotzdem gehört die Verfassung, die sich diese Kerle gaben, zu den einflussreichsten und besten des Planeten. Unter anderem, weil sie sich so gut mit der expansiven Wirtschaftsordnung verträgt, die die Menschheit bis zum bitteren Ende nicht aufzugeben bereit ist, aber auch, weil da einige idealistische wie kluge Ideen drinstehen, die Emanzipation selbst gegen alles, was die Verfasser dieser real waren, zu befeuern vermag.

Besonders hilfreich war der Staat, der aus dieser Verfassung hervorging, dann dabei, ein Land zu demokratisieren, das gleich zweimal mit der Welt in Krieg getreten war, beim zweiten Mal hauptsächlich zum Zweck, im industriellen Maßstab morden zu können. Eben noch Nazis, hüpften die Deutschen durch ein Zeitportal namens »Stunde Null« und wurden Demokraten, entnazifiziert von ihren »Befreiern« (deutsches Sprichwort).

Die, die unter den Einfluss eines Landes geraten waren, das mittels zwanghaftem Arbeitsfetisch gegen den erfolgreichen Sklavenhalterstaat, der seine Sklaverei längst liberalisiert hatte, anging, nannten sich gleich »demokratische Republik« und kamen der Einfachheit halber im wesentlichen mit einer Partei aus. Die anderen gründeten in ihrer »Bundesrepublik« einen bunten Strauß an Parteien, die die vielen Facetten des Nazitums ins Demokratische integrieren sollten.

Und so entstand, in einem besonders nazihaften Teil des Nichtmehrnazilandes, die beste Partei aller Zeiten: die CSU. Sie sitzt in allen blinden Flecken der demokratischen Praxis, für alle sichtbar - und geht stets doch als demokratisch durch. Sie herrscht in ihrem Bayernland fast so unangefochten wie einst die SED in der untergegangenen Demokratierepublik und ist dabei viel erfolgreicher in der Vermengung von Staat, Partei und Wirtschaft. Sie hat fröhlich mit einem Apartheidsregime paktiert und auch sonst kaum Rassistisches ausgelassen. Ja, sie sagt ganz offen: Rechts von uns darf es nichts geben, sprich: Wir sind so nazi, wie es in einer Demokratie eben geht. Ein brillantes Erfolgskonzept in einem Land voller demokratisierter Nazis. Und dazu begleitet von zünftig religiösem Quatsch und heiliger Sauferei.

Die CSU wird beherrscht vom Feinsten, was Provinzmännlichkeit hervorbringen kann, denn sie hat ein ganz besonderes Evolutionsprinzip: Nur wer es überlebt, mit ein paar Promille Alkohol im Blut im Auto gegen einen Baum zu fahren, kann später Minister werden.

Und zwar Minister nicht nur in Bayern, sondern im besten Falle für ganz Deutschland. Wo man dann zum Beispiel in bierdimpfliger Provinzialität das Innenministerium »Heimatministerium« nennen darf und Ausländer und das, was man dafür hält, verjagen und verklagen.

Kurz: Die CSU und ihre Kerle sind die Krone menschlicher Schöpfung, zumindest wenn man Mensch als Sauhund definiert.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal