Brasiliens Präsident Bolsonaro mit Coronavirus infiziert

Ultrarechte Staatschef hat nach eigenen Angaben keine schweren Symptome

  • Lesedauer: 3 Min.

Brasília. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Ein entsprechender Test sei positiv ausgefallen, sagte der ultrarechte Staatschef am Dienstag in einem TV-Interview in Brasília. Es gehe ihm aber »bestens«. Er weise keine schweren Symptome auf. Bolsonaro hatte die Gefahr durch die Corona-Pandemie wiederholt kleinzureden versucht.

Er habe am Sonntag begonnen sich unwohl zu fühlen, sagte der 65-Jährige. Am Montag hätten sich die Symptome verstärkt. Er habe unter »Müdigkeit, Unwohlsein und Fieber von 38 Grad gelitten«. Seine Lunge, die er in einem Militärkrankenhaus röntgen ließ, sei jedoch »sauber« gewesen. Die Ärzte hätten ihm Hydroxychloroquin und das Antibiotikum Azithromycin gegeben, »danach fühlte ich mich besser«.

Ebenso wie US-Präsident Donald Trump hat Bolsonaro wiederholt für Hydroxychloroquin im Kampf gegen die Pandemie geworben. Der Einsatz dieses Mittels gegen das Coronavirus ist jedoch umstritten.

Bolsonaro kündigte an, er werde jetzt so viel wie möglich per Videokonferenz arbeiten. Er fühle sich »gut und ruhig«, erklärte der Präsident und nahm seine Maske ab, um dies zu unterstreichen. »Das Leben geht weiter. Wir werden uns besonders um alte Menschen und Menschen mit Krankheiten kümmern, die ein Risikofaktor sind«, fügte er hinzu. Die »Kollateralschäden« des Virus dürften jedoch nicht schlimmer sein als die Krankheit selbst.

Der Staatschef hatte sich in den vergangenen Monaten bereits drei Mal auf das Coronavirus testen lassen. Im Mai wurde er vom Obersten Gericht dazu gezwungen, die Resultate dieser Tests offenzulegen. Sie waren negativ ausgefallen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wünschte Bolsonaro am Dienstag eine rasche Genesung. »Kein Land ist immun, kein Land ist geschützt und kein Mensch kann geschützt sein«, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Bolsonaro hatte im Juni mit dem Austritt seines Landes aus der WHO gedroht. Er warf der Organisation »ideologische Voreingenommenheit vor« und kritisierte unter anderem, dass sie die klinischen Studien für Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19 ausgesetzt hatte.

Brasilien ist nach den USA das am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Laut offiziellen Angaben wurden in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Infektionsfälle und mehr als 65.000 Todesopfer verzeichnet.

Dennoch hatte Bolsonaro die von brasilianischen Bundesstaaten und Bezirken verhängten Corona-Restriktionen immer wieder harsch kritisiert. Vergangene Woche legte der Staatschef zudem sein Veto gegen eine vom Parlament beschlossene Maskenpflicht ein. Die von dem Erreger ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 bezeichnete er in der Vergangenheit als »kleine Grippe«, die ihm als ehemaligem Athleten nichts anhaben könne.

Bolsonaro hat sich zudem selbst wiederholt über eine in der Hauptstadt Brasília geltende Maskenpflicht hinweggesetzt. Bei Treffen mit Anhängern trug er keinen Atemschutz. Auch missachtete er das Abstandsgebot, indem er Anhänger umarmte und ihnen die Hände schüttelte.

Am Samstag veröffentlichte Bolsonaro Fotos in den Onlinenetzwerken, die ihn ohne Maske zusammen mit mehreren Ministern und dem US-Botschafter bei einem Essen aus Anlass des Nationalfeiertags der Vereinigten Staaten zeigten. AFP/nd

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