nd-aktuell.de / 19.08.2020 / Politik

Heil zeigt sich offen für Vier-Tage-Woche

SPD-Arbeitsminister sieht allerdings nicht den Gesetzgeber in der Pflicht - Sozialpartner sollen verhandeln

Berlin. In der Diskussion um eine Vier-Tage-Woche hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine verringerte Arbeitszeit als möglicherweise geeignetes Mittel bezeichnet, um den Arbeitsmarkt zu stützen. »Reduzierte Arbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich kann eine geeignete Maßnahme sein, wenn sich die Sozialpartner darauf verständigen«, sagte Heil den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Gute und pragmatische Ideen sind gefragt, um gemeinsam durch die Krise zu kommen«, so Heil.

Die IG Metall hat zur Rettung von Jobs in der Metall- und Elektroindustrie eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch gebracht. »Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben«, hatte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, gesagt. Er sprach von »einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können«.

Hofmann sieht bei Betrieben ein Interesse daran, Arbeitszeit zu reduzieren statt zu entlassen. »Das sichert Fachkräfte und spart zum Beispiel Kosten für einen Sozialplan.« Unternehmen wie Bosch, ZF und Daimler hatten erst in diesem Sommer Vereinbarungen zur Reduzierung der Arbeitszeit getroffen.

Mehrheit für Vier-Tage-Woche zum Schutz von Arbeitsplätzen

Drei von fünf Deutschen (61 Prozent) stehen laut einer Umfrage einer Vier-Tage-Woche zum Schutz von Arbeitsplätzen in der Corona-Krise offen gegenüber. 21 Prozent der Befragten stimmen dem von der IG Metall vorgeschlagenen Modell voll und ganz zu, weitere 40 Prozent unterstützen es eher, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergeben hat. Demnach liegt die Zustimmung bei Frauen (65 Prozent) etwas höher als bei Männern (58 Prozent).

Bei Anhängern der SPD ist die Unterstützung demnach mit 47 Prozent am höchsten. Ähnlich fällt sie bei Wählern der Union (44 Prozent) und der Grünen (43 Prozent) aus. Von den Wählern der FDP unterstützen 37 Prozent eine Vier-Tage-Woche, bei den Linken sind es 33 Prozent. Am geringsten ist die Zustimmung bei den AfD-Anhängern (29 Prozent).

Der Vorschlag sorgt für heftige Debatten. So hatte etwa der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, gesagt, er halte die Einführung einer Vier-Tage-Woche für machbar - allerdings nur bei Verzicht auf vollen Lohnausgleich. Der CDU-Wirtschaftsrat lehnte eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit mit begrenztem Lohnausgleich für Branchen im Strukturwandel ab. »Eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich treibt die Lohnkosten weiter«, hatte Wolfgang Steiger, der Generalsekretär des Rates, der »Passauer Neuen Presse« gesagt. Agenturen/nd