Streit um Indigenen-Flagge

Australische Aborigines kämpfen um Rechte an wichtigem Symbol

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Flagge der Indigenen ist von weitem sichtbar, wenn sie mit ihrem charakteristischen schwarz-roten Hintergrund und dem gelben Kreis im Wind weht. Australische Aborigines sind stolz auf ihre Symbolkraft, die indigene Politikerin Linda Burney ließ sich die Flagge sogar auf ihren Oberarm tätowieren. Auf Twitter schrieb sie: »Die Flagge der Aborigines ist ein Symbol, das verbindet.«

Einst ein Zeichen des Protests ist die Flagge heute eine der offiziellen australischen Flaggen. Sie steht für sämtliche indigenen Völker im Land, nur die Bewohner der Torres-Strait-Inseln haben eine eigene Flagge. Bisher war jedoch nur wenigen Menschen bewusst, dass die Flagge urheberrechtlich geschützt ist. Dies bedeutet, wer die Flagge nutzen möchte, um sie auf Kleidung oder anderen Waren zu reproduzieren, muss dies teuer bezahlen - selbst indigene Unternehmen und Organisationen.

Der Entwurf der Flagge wurde erstmals 1971 zum Nationalen Tag der Aborigines in Adelaide vorgestellt. Ein Jahr später kam das Design in der Aboriginal Tent Embassy zum Einsatz, in der Aborigines-Vertreter vor dem Parlamentsgebäude in Canberra für indigene Rechte kämpften. Zur offiziellen Flagge der australischen Ureinwohner wurde das Design aber erst 1995. Zwei weitere Jahre dauerte es, bis ein australisches Bundesgericht entschieden hatte, wer der wahre Künstler hinter dem Design ist. Das Urheberrecht wurde schließlich dem indigenen Künstler Harold Thomas zugesprochen.

Rein rechtlich bleibt das Copyright bis 70 Jahre nach seinem Tod bestehen und kann von seinen Erben geltend gemacht werden. Thomas kann seine Rechte gegen jeden geltend machen, der eine Kopie der Flagge erstellt, selbst wenn er sie nicht verkauft oder kommerziell verwendet. Der Designer hat im Laufe der Jahre Vervielfältigungsrechte an verschiedene Unternehmen vermietet. Zuletzt unterzeichnete er 2018 einen Vertrag mit einer Firma namens WAM Clothing und gab dem Unternehmen die exklusiven globalen Rechte zur Verwendung der Flagge auf Kleidung, auf physischen und digitalen Medien. Anders als frühere Leasingnehmer hat WAM Clothing begonnen, dieses Copyright nun auch aggressiv umzusetzen. Einige Sportveranstaltungen beispielsweise erhielten eine Unterlassungserklärung, nachdem sie das Flaggendesign auf ihren Trikots verwendet hatten. Auch das kleine indigene Modelabel Clothing the Gap, das Gewinne in die Gesundheitsförderung von Aborigines-Gemeinden steckt, wurde angemahnt.

Empört über die rechtliche Bedrohung startete die Inhaberin der Firma eine Kampagne mit dem Titel »Befreit die Flagge«. Eine Onlinepetition sammelte inzwischen fast 150.000 Unterschriften ein. »Es ist keine Frage, wem das Urheberrecht an der Flagge gehört«, heißt es in der Petition. »Es ist eine Frage der Kontrolle.« Ein nicht-indigenes Unternehmen wie WAM Clothing sollte nicht ein Marktmonopol haben und von der Identität der Ureinwohner und ihrer Liebe zu »ihrer« Flagge profitieren, heißt es weiter.

Immer mehr Ureinwohner sind über die Situation erbost. Inzwischen hat die Diskussion auch das australische Parlament erreicht. Vergangene Woche genehmigte der Senat eine Untersuchung in die Lizenzrechte der Flagge. Die indigene Senatorin Malarndirri McCarthy sagte, die Flagge solle »für Stolz und nicht für Profit« stehen.

Laut Medienberichten ist die australische Regierung inzwischen dafür, dem indigenen Künstler das Copyright abzukaufen, damit die Flagge frei genutzt werden kann. Ken Wyatt, Minister für indigene Angelegenheiten, schrieb am Freitag in der Zeitung »The Australian« jedoch, dass die Angelegenheit »heikel« sei. Es ginge nun darum, eine Einigung zu finden, die den Künstler der Flagge wie auch die Rechte aller Australier respektiere.

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