Protestcamp gegen Autobahnbau: Polizeieinsatz im Dannenröder Forst

Aktivist*innen: Räumung der Barrikaden ist Vorbereitung auf die Rodung

  • Lesedauer: 3 Min.

Gießen. Die Polizei ist am Mittwochmorgen gegen 07.45 Uhr zu einem Einsatz im Protestcamp im Dannenröder Forst ausgerückt. Mehrere Dutzend Beamte seien vor Ort und begleiteten Forstarbeiten, um Rettungs- und Zufahrtswege wiederherzustellen, sagte ein Polizeisprecher. Neben Wegen für Rettungseinsätze soll ein Zufahrtsweg zu einem Schacht der Trinkwasserversorgung für dringende Ausbesserungsarbeiten freigeräumt werden. Das Protestcamp gegen den Ausbau der Autobahn 49 bleibe aber bestehen, so die Polizei. Auch sei für Mittwoch keine Rodung geplant.

In den sozialen Medien berichteten Aktivist*innen von einer Räumung der Barrikaden im Forst: »Die Polizei und die Schwarz/Grüne Landesregierung greift besetzte Strukturen im #Dannibleibt an. Im Moment sieht es so aus als wäre es eine Barrikadenräumung«, schrieben die Besetzer*innen auf Twitter. Die Gruppe Sand im Getriebe fügte hinzu: »Die heutige Räumung ist eine Vorbereitung auf die Rodung. Die schwarz-grüne Landesregierung hält an 40 Jahre alten Planungen fest und gefährdet so Menschen, Natur und Klima. Statt sinnloser Autoinfrastrukturbrauchen wir eine sozial-ökologische Mobilitätswende«. Auf Twitter teilten sie Fotos vom Einsatz der Polizei mit Baggern und einer Hebebühne sowie von Sitzblockaden gegen die Räumung.

In einer Stellungnahme berichten die Aktivist*innen, dass die Polizei derzeit an der Räumung eines Tripods, der auf einem der Waldwege stehe, arbeite. Als »Tripod« bezeichnen die Aktivist*innen eine Konstruktion aus drei langen Stangen, die im oberen Teil verbunden sind und so einen dreibeinigen Turm bilden. Darauf seien mehrere Aktivist*innen befestigt, um die Räumung zu erschweren.

»Durch weitere Infrastruktur schaffen wir mehr Verkehr und zementieren unsere Abhängigkeit von diesem zerstörerischen, auf das Auto bezogenenSystem. Die Entscheidungen und die Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte haben uns in die Klimakrise geführt. Wir müssen beginnen, Mobilität neu zu denken. Das bedeutet auch, uns von nicht mehr zeitgemäßen Planungen und veralteten Konzepten zu verabschieden!«, erläutert Marie Klee vom Bündnis Sand im Getriebedie Notwendigkeit des Protests.

Der geplante Autobahnabschnitt soll die A49 mit der A5 und somit Kassel und Gießen miteinander verbinden. Die Baumaßnahme ist Teil des Koalitionsvertrags der hessischen Landesregierung aus CDU und Grünen. Nach Angaben der Organisation »Wald statt Asphalt« sollen rund hundert Hektar des Dannenröder Forsts bei Homberg an der Ohm gerodet werden. Die Rodungsarbeiten könnten im Oktober beginnen.

Um dies zu verhindern, hatten Aktivist*innen im vergangenen Oktober Baumhäusern und Blockaden im Dannenröder Forst errichtet. Sie befürchten negative Auswirkungen des Bauprojekts auf Trinkwasserqualität und Artenvielfalt und fordern eine Umsetzung der Verkehrswende und umfassendere Lösungsansätze im Kampf gegen die Klimakrise.

Ihrer Kritik hatten sich am Montag an die 30 Organisationen angeschlossen. Auch die Linksfraktion im hessischen Landtag forderte Landesverkehrsminister Tarek Al-Wazir und Umweltministerin Priska Hinz (beide Grüne) in einem offenen Brief auf, sich für ein sofortiges Baumoratorium einzusetzen. Darunter war die Umweltorganisation BUND, die der Bundesregierung vorwarf, trotz Klimakrise und Artensterben weiter Autobahnen zu bauen, ohne dabei Umweltbelange ausreichend zu berücksichtigen. Mit Agenturen

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